Diabetes aktuell 2023; 21(01): 1
DOI: 10.1055/a-1957-2576
Editorial

Zum neuen Jahr

Antje Bergmann
1   Dresden
,
Peter E.H. Schwarz
2   Dresden
› Author Affiliations

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir wünschen Ihnen ein ganz herzliches und gesundes Jahr 2023 mit möglichst vielen Stimuli, die Ihnen Diabetes aktuell für Ihre tägliche Arbeit geben kann.

Zum Beginn des neuen Jahres gibt es eine neue Initiative des Bundesgesundheitsministeriums und der Gematik – ePA für alle. Was bedeutet das? Es wird ein neuer Anlauf unternommen, um die elektronische Patientenakte für alle versicherten Patienten in Deutschland einzuführen. Es sind ein paar kleine, aber ganz gravierende Änderungen vorgesehen. So ist daran gedacht, dass der Patient wieder sprechen muss. Die Versicherungen werden verantwortlich gemacht, mit Versicherungsbeginn (aber auch für die Bestandskunden), eine elektronische Patientenakte bereitzustellen. Der Versicherte wird darüber informiert und hat dann die Möglichkeit, dem aktiv zu widersprechen. Argumentiert wird, dass damit der Versicherte von seinem Recht, keine Akte haben zu wollen, gleichermaßen gebrauch machen kann, andererseits aber eine flächendeckende Digitalisierung in Deutschland möglich werden kann.

Woran ist bei der Akte gedacht? Die Akte soll 4 Hauptfunktionen haben:

1. Die ePA soll für alle Versicherten angelegt und bereitgestellt werden.

2. Im Rahmen des Behandlungskontext sollen alle Leistungserbringer-Institutionen medizinische Daten eingeben, aber auch auf diese Daten zugreifen können.

3. Gleichermaßen sollen medizinische und administrative Daten aus Primärsystemen der Leistungserbringer und den Abrechnungssystemen der Krankenversicherung in der Akte vorhanden sein und

4. Es soll umfangreiche Einstellungen zu Freigabemöglichkeiten der eigenen Gesundheitsdaten zu Sekundärzwecken für die Patienten geben.

Fasst man dies in einem Satz zusammen, ist es eine ePA für alle, auf die alle zugreifen können, Abrechnungsdaten vorhanden sind und Forschung betrieben werden kann. Das ist gut und es ist längst überfällig, dass es das für deutsche Patienten gibt. In der Vergangenheit hat die Opt-In-Lösung dazu geführt, dass sich praktisch kaum ein Patient für die ePA entschieden hat. Das ist ein Dilemma, da Deutschland immer noch weit in der Digitalisierung hinterherhinkt. Wir sehen es z. B., dass Patienten, die als Flüchtlinge aus der Ukraine bei uns versorgt werden, auf ihrem Smartphone alle ihre Daten dabei haben und dass diese mit den entsprechenden Lesegeräten auch ausgelesen werden können. Ein solches System gibt es in Deutschland bisher nicht. Ein weiteres Argument dafür ist meines Erachtens das Wörtchen „Alle“. Alle Leistungserbringer-Institutionen sollen die Möglichkeit haben, Daten in die ePA zu schreiben, aber auch darauf zuzugreifen. Für den Patienten, der sich in komplexen Behandlungspfaden befindet, kann dies ein Segen darstellen, aber auch für den Patienten, der nur ganz sporadisch zum Arzt geht, ebenfalls für den Patienten, der in einer Notfallsituation nicht ansprechbar ist. Gleichzeitig sollen Abrechnungsdaten damit verknüpft werden. Dieser Vorteil mag nicht offensichtlich sein, aber wenn Patienten Bescheinigungen (ggf. Krankschreibungen) und andere Dokumentationen benötigen, können diese Daten aus der ePA vielleicht sogar vom Patienten auf Eigeninitiative heraus generiert werden.

Ich glaube, dass mit diesem Vorgehen nach den Erlebnissen mit der Einführung der digitalen Gesundheitsanwendung Deutschland den zweiten Schritt gehen kann, um sich aus dem Mittelalter in eine Vorreiterposition der Anwendung von elektronischen Patientenakten zu katapultieren. In den ersten Monaten von 2023 gibt es im Zweitagetakt Anhörungen und Seminare im Gesundheitsministerium zu dem Thema ePA. Die Deutsche Diabetesgesellschaft ist sehr aktiv dabei, sich einzubringen, auch kritische Fragen zu stellen, aber konstruktive Vorschläge zu unterbreiten.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe von Diabetes aktuell und nochmals verbunden mit einem fröhlichen, gesunden, glücklichen und zufriedenstellenden Jahr 2023.

Ihre Antje Bergmann und Peter Schwarz



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Article published online:
01 March 2023

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