Zusammenfassung
Im Gegensatz zur Humanmedizin finden Thymuskrankheiten in der Veterinärmedizin
wenig differentialdiagnostische Beachtung. Ziel dieser Übersicht ist es, den
Kenntnisstand zu topographischer Anatomie, physiologischer Entwicklung und
Involution, Funktion und Krankheiten des Thymus sowie der Diagnostik von
Thymuskrankheiten bei den verschiedenen Haussäugetieren darzustellen. Dafür
wurde die Literatur, die sich mit dem Themenkomplex beschäftigt, durchsucht und
zusammengefasst. Die anatomische Ausdehnung und
Entwicklungs-/Involutionsprozesse unterscheiden sich von Tierart zu Tierart
deutlich. Allgemein gilt, dass der Thymus zu Beginn der Geschlechtsreife seine
maximale Ausdehnung hat und beim adulten Tier nicht oder nur in Residuen
vorhanden ist. Eine Ausnahme bilden Hund und Ziege, bei denen auch beim Adulten
funktionelles Thymusgewebe gefunden werden kann. Die Darstellung durch
bildgebende Verfahren erweist sich je nach Größe des Tieres und durch die Lage
des Organs häufig als schwierig. Aufgrund der schlechten Darstellbarkeit und die
oft unspezifische Symptomatik stellen Krankheiten des Thymus eine diagnostische
Herausforderung dar. Der Thymus kann sich als Reaktion auf Stress oder
Krankheiten in seiner Größe und Struktur verändern. In diesem Zusammenhang kann
es zu einer gestörten Immunfunktion kommen und in der Folge zu
Infektionskrankheiten. Neoplasien des Thymus sind bei Haussäugetieren vielfach
beschrieben. Die meisten Berichte finden sich für den Hund und die Ziege.
Symptome treten meist auf, wenn der Tumor durch seine Größe raumfordernd wird
oder durch das Auftreten von paraneoplastischen Syndromen. Dazu gehört
beispielsweise die Myasthenia gravis. Mehr als 50% der Hunde mit einem Thymom
entwickeln ein paraneoplastisches Syndrom. Durch die Verfügbarkeit moderner
Bildgebung könnte die Untersuchung des Thymus in Zukunft vereinfacht und bei
Jungtieren als ein guter Indikator zur Überprüfung des Gesundheitsstatus genutzt
werden.
Abstract
In contrast to human medicine, thymic disorders receive little attention as
differential diagnoses in veterinary medicine. The aim of this overview is to
provide information on the current state of knowledge concerning the
topographical anatomy, physiological development, and involution, function, and
diseases of the thymus as well as the diagnosis of thymic disorders in various
domestic mammals. Therefore, literature on this topic was searched and
summarized. The anatomical extent and developmental/involutionary processes
differ significantly from species to species. The thymus reaches its maximum
size at the beginning of sexual maturity whereas it is largely absent or
persists in mere residual form in adult animals. Dogs and goats represent an
exception, as functional thymus tissue may also be found in adults. Imaging is
often difficult, depending on the size of the animal and the location of the
organ. Due to the poor visualization and mostly unspecific clinical signs,
disorders of the thymus pose a diagnostic challenge. The thymus may change in
size and structure in response to stress or disease. This can lead to impaired
immune function and subsequently to infectious diseases. Neoplasia of the thymus
has been widely described in domestic mammals. Most reports are found for dogs
and goats. Clinical signs usually appear when the tumor becomes space-occupying
due to its size or they become apparent in consequence to the occurrence of
paraneoplastic syndromes. These may for example include myasthenia gravis. More
than 50% of dogs with a thymoma develop a paraneoplastic syndrome. With the
availability of modern imaging, assessing the thymus may in future become
simpler and may prove useful in evaluating the health status of young
animals.
Schlüsselwörter
Thymus - Ultraschall - Bildgebung - Thymuserkrankungen
Keywords
Thymus - ultrasonography - diagnostic imaging - thymic diseases