Zeitschrift für Phytotherapie 2008; 29(4): 181
DOI: 10.1055/s-0028-1086052
Praxis
Expertenrat
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Wundheilung mit Honig

 UlrikeStoye,  ElisabethSchmutz,  SabineKrebs,  SonjaKoch
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Publication Date:
27 August 2008 (online)

Ist die Anwendung von »medizinischem Honig« (MedihoneyTM) bei infizierten Wunden empfehlenswert? Was sind die Unterschiede zu normalem Lebensmittelhonig?

Im Buch »Wundmanagement« ([1]) finden sich folgende Aussagen: »Der wundheilungsfördernde Effekt von Honig war schon im alten Ägypten bekannt und geschätzt. Neben dem osmotischen, wundreinigenden Effekt wird dafür die antibakterielle Wirksamkeit des Honigs verantwortlich gemacht, die sich aus einem niedrigen pH-Wert von etwa 4 und der kontinuierlichen Freisetzung kleinster Mengen Wasserstoffperoxid (Endprodukt der Reaktion von Glucose im Honig mit Glucoseoxidase, einem Enzym des Bienenorganismus) ergibt. … Ein Nachteil von Honig als Naturprodukt ist seine mangelnde Standardisierbarkeit und die mögliche Kontamination mit Pestiziden, Clostridiensporen oder Antibiotika. Bei der Anwendung von einheimischem Honig sollte größte Zurückhaltung geübt werden.«

Seit Ende 2006 gibt es in Deutschland medizinischen Honig in Form der beiden MedihoneyTM -Produkte »Antibakterieller Medizinischer Honig« und »Antibakterielles Wundgel«. Diese Medizinprodukte enthalten standardisierten antibakteriellen Bienenhonig ([2]). Dieser besteht hauptsächlich aus 2 verschiedenen Honigsorten – einer, die vergleichsweise viel Wasserstoffperoxid bildet, und Leptospermum-Honig (Myrtaceae), der stark antibakteriell wirkt ([3]).

Seit mehreren Jahren wird MedihoneyTM im Rahmen von ärztlichen Therapieversuchen in der Wundbehandlung angewandt, z.B. an der Kinderklinik der Universität Bonn ([4]). Nach dortigen Erfahrungen gelingen Verbandswechsel leichter, die Geruchsbildung ist geringer und Resistenzbildung ist nicht zu erwarten. In einem Fall kam es bisher zu einem Kontaktekzem gegen Honig. Da die Wirkung des Medizinprodukts erst nach einigen Stunden einsetzt, wird eine infizierte Wunde von den Bonner Medizinern am ersten Tag mit dem Antibiotikum Octenidin behandelt, danach mit Honig. Die Wundheilungszeit kann sich unter dieser Behandlung halbieren.

Zu den besonderen Qualitätsmerkmalen von MedihoneyTM im Vergleich zu normalem Honig zählen neben einer Sterilisation und einer Pollenreduktion durch spezielle Filtration, die Testung jeder Charge auf antibakterielle Wirksamkeit, z.B. gegen Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) ([3], [5]).

Ein Therapieversuch mit Medizinalhonig kann unternommen werden – belastbare Daten fehlen allerdings noch.

Fazit

Die Medizinprodukte MedihoneyTM enthalten eine standardisierte und sterilisierte Mischung aus 2 Honigarten, haben eine nachgewiesene antibakterielle Wirkung und sind zur Wundbehandlung zugelassen. Derzeit existieren jedoch kaum aussagekräftige klinische Studien, die eine Wirksamkeit der Produkte z.B. im Vergleich mit therapeutischen Alternativen bei der Wundbehandlung belegen, sondern hauptsächlich Einzelfallberichte ([5], [6]). Ein Therapieversuch mit den Medizinprodukten erscheint möglich, Lebensmittelhonig sollte jedoch nicht verwendet werden.

Literatur

  • 1 Probst W, Vasel-Biergans A. Wundmanagement. Stuttgart; WVG 2004
  • 2 ABDA-Datenbank .Zugriff über A Taxx. 2007
  • 3 .Produktinformationen zu MedihoneyTM, Fax der Movianto GmbH (dt. Vertreiber).  2007
  • 4 Simon A, Sofka K, Wiszniewsky G, et al.. Wound care with antibacterial honey (Medihoney) in pediatric hematology-oncology.  Support Care Cancer. 2006;  14 91-97
  • 5 .Telefonat mit Dr. Ralph Hanano, freier Mitarbeiter der Firma Medihoney am 11.12.2006. 
  • 6 Honey for wounds.  http://www.jr2.ox.ac.uk/bandolier/band138/b138-4.html; Stand 2008
  • Quelle: Rundschreiben der Bayerischen Landesapothekerkammer

Ulrike Stoye
Dr. Elisabeth Schmutz
Dr. Sabine Krebs
Sonja Koch

Apotheke des Universitätsklinikums Erlangen

Palmsanlage 3

91054 Erlangen

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