PiD - Psychotherapie im Dialog 2008; 9(4): 331-336
DOI: 10.1055/s-0028-1090080
Aus der Praxis

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verhaltensmedizin: effektiv – aber auch nachhaltig?

Volker  Köllner
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Publication Date:
11 December 2008 (online)

Zusammenfassung

Mit der Entwicklung verhaltensmedizinischer Konzepte war die Hoffnung verbunden, einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Gesundheitsverhaltens und damit zur Prävention und Behandlung von Volkskrankheiten wie Diabetes, Herzinfarkt oder Schlaganfall leisten zu können. Obwohl sich verhaltensmedizinische Interventionen z. B. bei Tabakentwöhnung und Gewichtsreduktion als effektive Interventionsmöglichkeit erwiesen haben, nimmt die Inzidenz der Adipositas zu und die Raucherquote bleibt in Deutschland auf hohem Niveau. Der Euphorie der 70er- und 80er-Jahre folgte die Erkenntnis, dass sich mit individuumzentrierten Ansätze auch nur Effekte bei einzelnen Patienten erzielen lassen – und dies oft nur zeitlich befristet. Eine Folge dieser Ernüchterung war, dass die Motivation der Klienten stärker berücksichtigt wurde – sowohl bei der Planung (Stages of Change) als auch bei Durchführung von Interventionen (Psychoedukation, Motivierende Gesprächsführung). Zu untersuchen ist, ob bei einem Teil der Klienten ein ausschließlich verhaltensmodifizierender Ansatz zu kurz greift, weil das Bemühen um ein besseres Gesundheitsverhalten durch eine tiefer greifende psychische Störung behindert wird. Ziel dieser Arbeit ist es, Möglichkeiten und Grenzen dieser neuen Ansätze in der Verhaltensmedizin darzustellen.

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1 siehe Beiträge von Becker et al. und Peukert und Batra in diesem Heft.

2 siehe Beitrag von Peukert und Batra in diesem Heft.

3 z. B. über World Vision, Kinder in Not e. V. und viele andere Organisationen.

Korrespondenzadresse:

Prof. Dr. med. Volker Köllner

Fachklinik für Psychosomatische Medizin, Mediclin Bliestal Kliniken

Am Spitzenberg

66440 Blieskastel

Email: koellner@bliestal.mediclin.de

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