Planta Med 1965; 13(4): 382-399
DOI: 10.1055/s-0028-1100132
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

CHEMISCHE RASSEN IN ACOKANTHERA 1

T. Reichstein 1 Vorgetragen auf der 13. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung in Hamburg vom 8.–12. Juni 1965.
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Publication Date:
15 January 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Gattung Acokanthera ist in südlichen und östlichen Teilen des afrikanischen Kontinents heimisch, nur im Jemen nach Asien übergreifend. In der Literatur sind 8–9 „Arten” beschrieben, die alle untereinander nahe verwandt sind. Vier dieser Sippen (A. oppositifolia (Lam.) L. E. G odd, A. oblongifolia (Höchst.) L. E. Codd, A. longiflora Stapf und A. rhodesica Merxm.) sind auch nach neueren Publikationen als spezifisch verschieden zu betrachten. Die 4–5 weiteren Sippen (A. deflersii Schweinf. ex Markgr., A. friesiorum Markgr., A. ouabalo (Franchet et Poisson) Cathel., A. schimperi (A. DC.) Benth & Hook. var. schimperi und ev. eine fünfte Sippe) stellen einen Komplex von schlecht unterschiedenen Kleinarten od. Varianten dar, die als A. schimperi sensu lato zusammengefaßt werden können.

Alle Acokanthera–Arten enthalten reichliche Mengen von Gardenolidglykosiden. Für Acokanthera typische Vertreter dieser Stoffklasse sind Acovenosid A (C30H46O9) und Ouabain (C29H44O12), die beide ausgezeichnet kristallisieren und deren Struktur bekannt ist. Beide enthalten eine 1β–ständige HO–Gruppe, die in anderen natürlichen Steroiden relativ selten angetroffen wird. Verschiedene Acokanthera–Arten werden von den Eingeborenen zur Herstellung von Pfeilgift verwendet. Pflanzen, die viel Ouabain enthalten, ergeben das stärkste Gift und werden von Sachverständigen bevorzugt.

Wir konnten 5 Sippen chemisch untersuchen. Die meisten enthalten Acovenosid A als Hauptglykosid. Kleine Mengen von Ouabain sind vermutlich in allen Sippen enthalten. Reichlicher kommt es nur in den verschiedenen Formen von A. schimperi s. 1. vor. Bei A. friesiorum und A. schimperi var. schimperi überwiegt aber der Gehalt an Acovenosid A immer noch deutlich. Lediglich A. ouabäio (Franchet et Poisson) Cathel. enthält Ouabain als Hauptglykosid und führt gar kein Acovenosid A. Diese, zum Komplex von A. schimperi s. 1. gehörige Sippe unterscheidet sich chemisch somit erheblich nicht nur von allen anderen Arten, sondern auch von den zwei weiteren, bisher taxonomisch nicht eindeutig abgetrennten Sippen des genannten Komplexes. Es ist auffallend, daß sie von verschiedenen Eingeborenen selektiv zur Bereitung eines besonders stark wirksamen Pfeilgiftes ausgenützt wird, von ihnen also deutlich erkannt werden kann, obwohl sie sich morphologisch von den anderen Sippen nur sehr wenig unterscheidet.

Summary

Taxonomy and chemistry of the genus Acokanthera are discussed. Acocanthera schimperi sensu lato is a variable species, in which A. deflersii, A. friesiorum, A. ouabäio and A. schimperi sensu stricto are generally included at present. Besides this species aggregate the genus comprises A. oppositifolia, A. rhodesica, A. longiflora and A. oblongifolia.

All species of Acokanthera contain large amounts of cardenolides. Acovenoside A and ouabaine are most characteristic for the genus. Both crystallise well and contain the rare 1β–hydroxile.

Different taxa of Acokanthera are used to prepare arrow poisons. The most effective poisons are got from plants containing ouabain as main cardenolide.

The author was able to investigate five taxa of Acocanthera. Most of them contained acovenoside A as main glycoside. The sole exception proved to be Acocanthera ouabäio which contains large amounts of oubain but no traces of acovenoside A. Therefore Acokanthera ouabäio differs chemically markedly from other species of Acokanthera including those taxa presently generally included in A. schimperi sensu lato. It is highly interesting to note that A. ouabäio is used selectively for the preparation of arrow poisons by indigenous peoples notwithstanding the fact that the morphological differences between this taxon and other taxa refered to A. schimperi are extremely small.

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