Klin Monbl Augenheilkd 2009; 226(7): 572-573
DOI: 10.1055/s-0028-1109475
Der interessante Fall

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Präseptale Zellulitis: Komplikation nach chirurgischer Migränetherapie

Preseptal Cellulitis as a Complication of Surgical Treatment of Migraine HeadachesK. Murthum, P. Pogorelov, A. Bergua
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Publication History

Eingegangen: 9.11.2008

Angenommen: 28.4.2009

Publication Date:
30 July 2009 (online)

Die Migräne wird zuweilen als unheilbar eingeschätzt, jedoch bestehen pharmakologische und andere Therapieansätze, um die Symptome zu mildern. Neuerdings wurde eine mögliche Beteiligung der peripheren Nerven in ihrer Ätiopathogenese postuliert [9]. Die Nn. supraorbitalis/supratrochlearis gehören zu den 4 „trigger sites”, die möglicherweise auch eine wichtige Rolle in der Verbesserung der Migränesymptomatik spielen [3]. Über eine langzeitige Verbesserung oder sogar komplette Abheilung der Migränesymptomatik wurde nach Chemodenervation der Mm. corrugator supercilii mit Botulinumtoxin A (Botox®) berichtet [1]. Die transpalpebrale Resektion der Corrugatoren soll aber zu einer anhaltenden Dekompression des Nn. supratrochlearis und des N. supraorbitalis, Endäste des N. frontalis (welcher Ast des N. ophthalmicus ist und dieser ist wiederum Ast des N. trigeminus), führen. Dieser Effekt könnte eine Reduzierung der sensorischen Hyperaktivität der perivaskulären-trigeminalen Nozizeptoren bei Migränepatienten zur Folge haben [1] [5]. Dennoch ist Botulinumtoxin A, gemäß den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, zur Migräneprophylaxe der episodischen Migräne nicht geeignet, da große randomisierte Studien zum Nachweis der Wirksamkeit der Behandlung fehlen [2].

Seit der Einführung der chirurgischen Technik der transpalpebralen Resektion wurden keine ernsten Komplikationen, abgesehen von Parästhesien, Ecchymosis oder intraoperativen Blutungen, beobachtet [4] [6]. Die präseptale Zellulitis, eine Entzündung des Lidgewebes anterior des orbitalen Septums, wird im Allgemeinen bei oberflächenassoziierten Prozessen der Haut oder der Schleimhäute, z. B. nach Trauma, infiziertem Chalazion, superinfizierter Epidermoidzyste, seltener auch nach Lidchirurgie, beschrieben [7].

Literatur

  • 1 Cady R, Schreiber C. Botulinum toxin type A as migraine preventive treatment in patients previously failing oral prophylactic treatment due to compliance issues.  Headache. 2008;  48 900-913
  • 2 Diener H C, Putzki N. Therapie der Migräne. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Kommission „Leitlinien” der Deutschen Gesellschaft für Neurologie Stuttgart; Thieme 2008 4. Aufl
  • 3 Dirnberger F, Becker K. Surgical treatment of migraine headaches by corrugator muscle resection.  Plast Reconstr Surg. 2004;  114 652-657
  • 4 Guyuron B, Kriegler J S, Davis J. et al . Comprehensive surgical treatment of migraine headaches.  Plast Reconstr Surg. 2005;  115 1-9
  • 5 Guyuron B, Varghai A, Michelow B J. et al . Corrugator supercilii muscle resection and migraine headaches.  Plast Reconstr Surg. 2000;  106 429-434
  • 6 Guyuron B, Michelow B J, Thomas T. Corrugator supercilii muscle resection through blepharoplasty incision.  Plast Reconstr Surg. 1995;  95 691-696
  • 7 Hornblass A, Herschorn B J, Mines J. Preseptal cellulitis in frontalis suspension for congenital ptosis.  Plast Reconstr Surg. 1984;  74 574-575
  • 8 Liu I T, Kao S C, Wang A G. et al . Preseptal and orbital cellulitis: a 10-year review of hospitalized patients.  J Chin Med Assoc. 2006;  69 415-422
  • 9 Muehlberger T, Fischer P, Lehnhardt M. Die Anatomie der chirurgischen Migränetherapie.  Zentralbl Chir. 2005;  130 288-292

PD Dr. Antonio Bergua

Augenklinik mit Poliklinik, Universität Erlangen-Nürnberg

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