Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(31/32): 1054-1056
DOI: 10.1055/s-0028-1114870
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Vom Einfluß des Lichtreizes auf den Stoffwechsel

Nach Untersuchungen an BlindenJ. Fuchs
  • Städt. Augenklinik Stuttgart, Katharinenhospital (Ärztl. Direktor: Dr. J. Fuchs)
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Publication Date:
21 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei der Betrachtung unserer Stoffwechseluntersuchungen nach einer Belastung im Wasser- und Kohlehydrathaushalt sowie im Insulintest zeigen die Mittelwerte charakteristische Abweichungen gegenüber dem bekannten Verhalten von normalen Sehtüchtigen.

Die Abweichung im Wasserhaushalt äußert sich als Rhythmusstörung der Ausscheidung im Sinne einer Nykturie. Das Alter, in dem der Blinde sein Augenlicht verloren hat, sowie der Grad der Erblindung (Sehrest oder Amaurose) nehmen auf die Ausprägung dieser Veränderungen des Stoffwechsels bestimmenden Einfluß.

Die nach der Traubenzuckerbelastung ermittelten Blutzuckerwerte zeigen, kurvenmäßig dargestellt, gegenüber dem normalen eingipfeligen gleichförmigen Verlauf eine durch einen zweimaligen Ab- und Anstieg gekennzeichnete Kurve. Nach Insulininjektion ist wiederum das sonst gleichmäßige einmalige Absinken und Ansteigen des Blutzuckers durch einen vorzeitigen gegenregulatorischen Anstieg, dem ein erneuter Abfall folgt, abgewandelt.

Die hier festgelegte funktionelle Abweichung des Stoffwechsels findet morphologisch ihre Ergänzung in dem unterschiedlichen Verhalten der Sella-Flächenwerte. Auch hier kann eine Differenzierung nach dem Alter, in dem der Untersuchte erblindete, und nach dem Grad der Erblindung vorgenommen werden. Kleinste und kleine Sellae finden sich bei früherblindet Totalblinden, vorwiegend kleine und mittelgroße Sellae bei früherblindet Praktisch-Blinden; mittelgroße sowie große Sellae sieht man dagegen — als Übergang zu normalen Sellaflächenwerten — bei den Späterblindeten.

Die hier wiedergegebenen klinischen und röntgenologischen Beobachtungen stellen einen weiteren Beitrag dar zur Klärung der Frage, ob und inwieweit Lichtimpulse über den „energetischen Anteil der Sehbahn” Stoffwechselvorgänge im Organismus zu beeinflussen vermögen.

In Übereinstimmung mit den im Schrifttum vorliegenden Ergebnissen zeigen unsere Untersuchungen erneut, daß zweifellos ein steuernder Einfluß des Lichtes über das Auge auf den Stoffwechsel vorhanden ist.

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