Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(36): 1214-1218
DOI: 10.1055/s-0028-1114913
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Das prä- und postoperative funktionelle Bild bei Eingriffen an den Klappen des linken Herzens und bei der Kardiolysis1

W. Bolt, H. W. Knipping, H. Valentin, H. Venrath
  • Medizinischen Universitätsklinik Köln (Direktor: Prof. Dr. H. W. Knipping)
1 Vgl. Dtsch. med. Wschr. 78 (1953): Nr. 15, S. 523; Nr. 17, S. 628, Nr. 35, S. 1178.
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Publication Date:
21 April 2009 (online)

Zusammenfassung

1. In dieser Mitteilung und in drei vorangehenden Aufsätzen in dieser Zeitschrift (Dtsch. med. Wschr. 78 (1953), Nr. 15, S. 523; Nr. 17, S. 628; Nr. 35, S. 1178) wird eine kurze Übersicht über die große Skala chirurgischer Eingriffsmöglichkeiten am Herzen und am Kreislauf vom funktionsdiagnostischen Standpunkt und vom Standpunkt der ärztlichen Praxis aus gegeben. Besonders dringlich ist die präoperative Diagnostik bei den kongenitalen Vitien, bei Mitralstenosen und Insuffizienzen, Koronarengen usw. Für die Zukunft werden die Eingriffe an den Klappen des linken Herzens frequenzmäßig wahrscheinlich die Domäne der Herzchirurgie sein. In diesem Aufsatz werden die Eingriffe bei der Concretio pericardii behandelt, speziell die Erfahrungen, welche in unserem Kreis damals unter Brauer seit dem Jahre 1929 vorliegen, hier nur in äußerster Kürze resümiert. Auf die einfach durchzuführende, oft sehr wirkungsvolle Kardiolysis Brauers wird besonders hingewiesen. Sie war die erste Herzoperation, welche als Routineoperation in vielen Ländern zur Anwendung kam (Röntgenbilder hierzu siehe die Kunstdrucktafeln in dem vorhergehenden Aufsatz).

2. Da die innere und die chirurgische Klinik die Fälle vom praktischen Arzt empfangen, der sie zuerst und oft am längsten sieht, und da verschiedene Formen leicht verkannt bzw. nicht rechtzeitig der Operation zugeführt werden, schien es uns notwendig, die differentialdiagnostische Einteilung möglichst übersichtlich zu gestalten und sie unter gewissen Simplifizierungen auf die diagnostischen Hilfsmittel abzustellen, die dem Arzt bzw. dem nicht spezialisierten Krankenhaus zur Verfügung stehen (Vorfeldmethoden). Einzelheiten hierzu werden mitgeteilt.

3. Eigene experimentelle Beobachtungen im Zusammenhang mit diesem Thema werden diskutiert, insbesondere Beobachtungen bei künstlichen Links-, Rechts- und Doppelinsuffizienzen.

4. Zugleich werden, als Pendant zu den „Vorfeldmethoden”, die eigentlichen präoperativen diagnostischen Verfahren und die hier maßgeblichen quantitativen funktionsdiagnostischen Probleme erörtert und einige Neuerungen mitgeteilt. Man kann nicht operativ in das komplizierte Zusammenspiel von Herzhälften, Gesamtkreislauf und Lungen usw. eingreifen, ohne sich nicht vorher hierüber möglichst quantitativ unterrichtet zu haben.

Es ist leider reichlich viel, was wir heute unseren Kranken rein diagnostisch bzw. an Narkosen rein für diagnostische Zwecke zumuten und zumuten müssen. Wir haben Bevölkerungsgruppen erlebt, welche diese Unannehmlichkeiten der notwendigen diagnostischen Hilfe offenbar gleichgültig hinnehmen, andere wiederum reagieren so, daß sie sich auf weite Sicht mehr und mehr von der „Schulmedizin” distanzieren. Wir müssen mit aller Härte bemüht sein, unsere Methoden, ohne Einbuße an Genauigkeit bzw. Aussagemöglichkeit, weniger strapazierend zu machen. Über Vorarbeiten zu neuen analytischen Verfahren, welche die Kranken weniger belästigen, wird berichtet, speziell über die Diagnostik mit Hilfe von radioaktiven Isotopen.

5. Zur Zeit sind die von Robb und Steinberg zuerst durchgeführte, später von Steinberg, Robb u. a. und von Janker wesentlich verbesserte Angiokardiographie, ferner die selektive Angiographie der Arteria pulmonalis, von Bolt in dieser Klinik entwickelt, die Herzsondierung, die Herzinnendruckmessung, die Analyse des bei der Herzsondierung gewonnenen Blutes und die Ergospirographie die aktuellen präoperativen Methoden in der Thoraxchirurgie. Es werden hierzu Angaben gemacht bzw. Messungen mitgeteilt. Daß die Anamnese und der einfache klinische Befund im Einzelfall, wie früher, ganz im Vordergrund stehen müssen, sei hier nochmals betont.

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