Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(36): 1231-1233
DOI: 10.1055/s-0028-1114915
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Behandlung der Neuro-Lues mit Penicillin

H. J. Dammann, E. Schmidt
  • Neurologischen Klinik Hamburg-Heidberg (Chefarzt: Prof. G. Döring)
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Publication Date:
21 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Im Jahre 1950 wurden an unserer Klinik 48 Neuro- und Metalueskranke mit 12 Mill. Einheiten wasserlöslichen Penicillin-G-Natriums behandelt. Odenbach untersuchte diese Patienten nach Ablauf eines halben Jahres und teilte die Befunde in einer Arbeit mit.

Diese Patienten sind mit wenigen Ausnahmen in der Zwischenzeit nicht behandelt worden.

Im Jahre 1952 führten wir eine Nachuntersuchung an 20 Patienten durch. Wir konnten feststellen, daß bei der Mehrzahl aller Fälle die Pleozytose und die Vermehrung der Gesamteiweißwerte zurückgegangen waren und auch ohne weitere Behandlung niedrig blieben. Gegenüber der ersten Kontrolluntersuchung war es noch zusätzlich bei einem weiteren Patienten zu einem Absinken der Zellzahl und bei zwei Patienten zu einer Gesamteiweißverminderung gekommen.

Die Normomastixzacke zeigte praktisch keine Änderung.

Der WaR im Blut und Liquor zeigte insgesamt nur geringe Veränderungen. Nach einem halben Jahr wurde der Liquor WaR 2mal negativ, nach 2 Jahren in weiteren 2 Fällen. Der Blut-WaR zeigte ein ähnliches Verhalten. Subjektiv fühlten sich alle Patienten wesentlich wohler und leistungsfähiger.

Der objektive neurologische und der psychiatrische Befund änderten sich nicht.

Für die Behandlung der Neuro- und Metalues war das Penicillin in unseren Fällen geeignet. Nach unseren Erfahrungen haben wir den Eindruck, daß die Besserung des Liquorbefundes sich im wesentlichen im ersten halben Jahr vollzieht. In den nächsten 1 bis 2 Jahren konnte nur in einigen Fällen eine Normalisierung des Liquors beobachtet werden.

Die Frage, ob das Penicillin der kombinierten Malaria-Neosalvarsan-Wismut-Behandlung überlegen ist, möchten wir folgendermaßen beantworten: Die Erfolge beider Behandlungsmethoden scheinen praktisch gleichwertig zu sein. Der Vorzug der Penicillin-Behandlung besteht in der einfacheren Anwendung und dem sehr viel selteneren Auftreten von Komplikationen.

Als weiterer Punkt zugunsten des Penicillins ist der sozialmedizinische Faktor in Rechnung zu setzen. Bei der Penicillin-Kur ist der Aufenthalt im Krankenhaus wesentlich kürzer.

Aus diesen Gründen glauben wir der Penicillin-Therapie, insbesondere der kombinierten Penicillin-Wismut-Therapie den Vorzug geben zu können.

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