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DOI: 10.1055/s-0028-1116048
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Die Hautreizquaddel als Diagnostikum bei akuten abdominellen Erkrankungen1
1 Auszugsweise vorgetragen auf der 105. Tagung Niederrheinisch-Westfälischer Chirurgen in Bad Salzuflen, September 1951.Publication History
Publication Date:
22 April 2009 (online)
Zusammenfassung
Die beiden Tatsachen, daß 1. schmerzhafte, intrakutane Quaddeln, die in den entsprechenden Headschen Zonen gesetzt werden, schlagartig meist jede Steinkolik (Nieren-, Ureter-, Gallenstein) kupieren und daß 2. der appendizitische Schmerz durch sie nicht beeinflußt wird, ermöglicht eine Unterscheidung der Wurmfortsatzentzündung vom Steinanfall. Ausschlaggebend ist dabei der Schmerz der Quaddel und nicht die Art des eingespritzten Mittels.
1. Denn jedes schmerzhafte Injektionsmittel hat die gleiche anfallkupierende Wirkung — auch destilliertes Wasser als hypotone Flüssigkeit —; gut bewährt hat sich Ursica, auch Cardiazol.
2. Die Quaddeln lassen sich durch andere schmerzhafte Maßnahmen ersetzen (Brennesseltouchierung, Brandschorf).
3. Die Wirkung tritt meist augenblicklich ein, bevor noch das Mittel resorbiert ist.
4. Novocain quaddeln sind wirkungslos; Cardiazol, in die anästhetische Quaddel gespritzt, bleibt wirkungslos; wird es aber in einen nichtanästhetischen Bezirk, also neben die Novocainquaddel, gespritzt, dann hebt es den Steinanfall auf.
5. Die subkutane oder intramuskuläre — also schmerzlose — Cardiazolinjektion hat keine anfallkupierende Wirkung.
6. Nur die Quaddel in dem Hautbezirk, in den der Anfall projiziert wird, hat den durchschlagenden anfallkupierenden Erfolg.
Die Hautreizquaddeln wirken nicht zentral analgetisch, sondern offenbar reflektorisch durch Beseitigung von Fehlinnervationen (Spasmen, Durchblutungsstörungen).
Wenn durch die Quaddeln sofort und restlos alle Symptome schwinden, liegt eine dringlich chirurgische Indikation nicht vor. Ledigliche Schmerzminderung ist darauf zurückzuführen, daß neben der Steinkolik ein Entzündungsprozeß besteht. Bei kritischer Beurteilung der Ergebnisse dieser diagnostischen Probe braucht man eine Verschleierung und Verschleppung dringlich operativer Krankheitsfälle nicht zu befürchten.