Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(29/30): 916-920
DOI: 10.1055/s-0028-1117110
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ein Beitrag zur Bedeutung der bovinen Tuberkuloseinfektion im Allgäu1

P. Mutschler
  • Kinderheilstätte Wangen i. Allgäu (Direktor: Prof. Dr. H. Brügger)
1 Nach einem Vortrag des Verfassers auf dem Allgäuer Tuberkulose-Fortbildungskurs 1951.
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Publication Date:
23 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Durch Tuberkulinuntersuchungen aller Volksschulkinder (1424) in Wangen wurde eine im Vergleich zu anderen Städten sehr hohe Tuberkulosedurchseuchung (42,5%) festgestellt, deren Ursache in der gleichfalls sehr starken Tuberkuloseverseuchung der Rinderbestände (82%) des Allgäuer Kreises Wangen durch bovine Infizierung (Rohmilchgenuß und infizierte Milchprodukte) vermutet wurde. Die Röntgenuntersuchungen (Hals, Brust, Bauch) von 567 tuberkuloseinfizierten Kindern ergab bei 245 = 43,2% verkalkte Bauchtuberkulose, 17 = 3% verkalkte Halslymphknotentuberkulose sowie 92 = 15,7% tuberkulöse Lungenbefunde. Dieser hohe Prozentsatz an Fütterungstuberkulosen bei nur wenigen Lungenbefunden spricht für eine bovine Genese. Der Verlauf der Bauchtuberkulose war auffallend gutartig. Es wird aber vor einer zu optimistischen Beurteilung der bovinen Infektion im Kindesalter gewarnt und auf die Gefahr des Rohmilchgenusses erneut hingewiesen.

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