Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(50): 1565-1571
DOI: 10.1055/s-0028-1117300
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Untersuchungen zum Problem der Beziehung Hochdruck-Niere

O. H. Arnold, E. Messmer
  • Medizinischen Klinik der Universität Heidelberg (Direktor: Prof. Dr. R. Siebeck)
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wurde mit Hilfe der Clearanceteste bei verschiedenen Krankheitsbildern untersucht, welche Beziehungen zwischen der Nierenerkrankung und der arteriellen Hypertonie bestehen. Unter der Voraussetzung, daß die Klärwertteste hierzu geeignet sind — was anzunehmen uns die Ergebnisse der Literatur und auch unsere eigenen Erfahrungen berechtigen —, kommen wir zu folgenden Feststellungen:

  1. Chronische Erkrankungen des arteriellen Systems: Die beginnende sogenannte essentielle Hypertonie kann, wie wir auf Grund eigener Versuche bestätigen können, ohne eine Verminderung der Gesamtdurchblutung der Nieren, gemessen mit dem Klärwert für die Paraaminohippursäure, auftreten. Bei einzelnen Formen der chronischen Nephritis, auch ohne sogenannte nephrotische Symptome, kann eine Blutdrucksteigerung, ebenso wie eine Beteiligung des arteriellen Gefäßsystems, weitgehend fehlen, obwohl eine beträchtliche Einschränkung der Nierendurchblutung besteht.

  2. Akute arterielle Syndrome: Die postinfektiöse Hypertonie kann ohne eine Miterkrankung der Nieren auftreten. Es ist also auszuschließen, daß sie stets Ausdruck einer Glomerulonephritis ohne Harnsymptome ist. Die Hypertonie bei der akuten diffusen Glomerulonephritis braucht in keinem Zusammenhang mit dem Grad der Nierenerkrankung zu stehen. Es spricht sehr viel dafür, daß zwischen der postinfektiösen Hypertonie und der bei akuter Nephritis pathogenetisch eine enge Verwandtschaft besteht.

  3. Eine als „Nephritis” aufgetretene akute Erkrankung des arteriellen Systems kann sich nach unseren Beobachtungen bei vollkommener Ausheilung der Nierenentzündung als chronische Hypertonie sogenannten essentiellen Typs fortsetzen.

  4. Die Einteilung der verschiedenen Formen des arteriellen Hochdrucks in renale und genuine Formen ist vom Standpunkt der Ätiologie und auch der Pathogenese aus gesehen fragwürdig geworden.

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