Dtsch Med Wochenschr 1950; 75(47): 1581-1585
DOI: 10.1055/s-0028-1117729
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Wie soll sich der praktische Arzt bei der Malaria der Kriegsteilnehmer und Kriegsgefangenen verhalten?

O. Fischer
  • Außenstelle Düsseldorf der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz (Leitender Arzt: Med.-Rat Dr. Müller)
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Publication Date:
29 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Erkrankungen an Malaria sind von Kriegsteilnehmern und Kriegsgefangenen sehr häufig erworben worden.

2. Dabei sind alle Formen des Wechselfiebers vorgekommen, bei weitem am häufigsten die Tertiana.

3. Die Tertiana kann auch viele Monate nach dem Verlassen des verseuchten Gebietes zum ersten Male zum Ausbruch kommen, sogenannte „lange Latenz”. Sie heilt in der Mehrzahl der Fälle im Laufe von etwa zwei Jahren aus. Bei der Tropica beträgt diese Frist weniger als 1 Jahr. Die Quartana kann dagegen auch noch nach Jahren und Jahrzehnten zu Rückfällen führen.

4. Die Diagnose des Wechselfiebers kann nur durch den Nachweis der Erreger im Blut gestellt werden, zu dessen Erbringung neben dem zur Auszählung des Blutbildes üblichen Ausstrich ein dicker Tropfen angefertigt werden muß. Bei Spätrückfällen finden sich stets Parasiten im Blut, und zwar nicht nur während des Fiebers selbst, sondern auch nach Abklingen desselben am nächsten, vielfach sogar noch am übernächsten Tage, unter der Voraussetzung, daß kein Malariaheilmittel gegeben wurde.

5. Noch so typisch verlaufende Fieberanfälle beweisen allein das Vorliegen einer Malaria ebensowenig, wie der therapeutische Erfolg der Verabreichung eines Malariaheilmittels. Differentialdiagnostisch ist vor allem an septische Erkrankungen zu denken, die ihren Ausgang von irgendeinem fokalen Herd im Körper (Blase, Gallenwege, Mandeln usf.) nehmen, der im Interesse des Kranken so rasch wie möglich, gegebenenfalls durch eine klinische Beobachtung festzustellen ist.

6. Mit dem Vorkommen einzelner autochthoner Malariaerkrankungen muß auch in Deutschland, namentlich in den Niederungen der großen Flüsse, gerechnet werden, wenn auch die Gefahr des Auftretens größerer Epidemien nicht besteht.

7. Organerkrankungen als Folge einer durchgemachten Malaria gehören zu den größten Seltenheiten. Eine gewisse Ausnahme machen nur Störungen des Nervensystems.

8. Zur Behandlung empfiehlt sich die Verabreichung von Atebrin, 7 Tage 3mal 0,1 g, eventuell an den ersten 3 Tagen je eine intramuskuläre Einspritzung von 0,3 g. Danach ist noch zur Verringerung der Rückfallzahl für die Dauer von 7 bis 10 Tagen je 3mal 0,01 g Plasmochin zu verordnen.

9. Die Einnahme kleiner Atebrin- oder auch Chininmengen beim Auftreten von Fieber oder auch zur Vorbeugung eines Anfalles ist unzweckmäßig. Denn danach ist ein baldiger Rückfall zu erwarten, und die Malaria kommt auf diese Weise nicht zur Ruhe.

10. Längstens mit Beendigung der Kur ist die Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt. Auch eine mehrfach rückfällige Malaria bedingt keine länger dauernde Erwerbsminderung.

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