Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(8): 240-243
DOI: 10.1055/s-0028-1118324
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Mechanische Wirkungen des Wasserbades auf die Atmung und auf den Lungenblutkreislauf

Heinz v. Diringshofen
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Die mechanischen Wirkungen des Wasserbades auf den Lungenblutkreislauf beruhen vorwiegend auf der Wasserdruckbelastung der Brustraumwandungen und auf der Übertragung des hydrostatischen Badewasserdruckes über die Weichteile, auf die großen Venenstämme des Bauches und der unteren Extremitäten.

Hierdurch steigt der Druck in der Vena cava sup. in Herzhöhe mindestens bis zur Höhe des Wasserspiegels über dem Niveau des rechten Vorhofes, so daß im Vollbad (Wasserstand + 15 cm über Herzhöhe) immer ein positiver Füllungsdruck des rechten Herzens gewährleistet ist.

Somit hat das Vollbad eine kollapsverhütende Wirkung.

Durch Änderung der Höhe des Wasserspiegels über Herzhöhe, kann der „effektive Füllungsdruck” des rechten Herzens willkürlich beeinflußt werden. Das eröffnet therapeutische Möglichkeiten zu einem milden Herztraining unter erleichterten Bedingungen, auch im thermisch und chemisch indifferenten Süßwasserbad, zumal darin auch der Blutdruck trotz mäßig erhöhtem Herzminutenvolumen sinkt.

Für das Baden von Kranken ergeben sich folgende Hinweise:

1. Ein hoher Badewasserstand über Brust und Bauch ist bei Störungen der Ausatmung (Emphysem, Bronchiektasen, Asthma bronchiale) günstig, bei Störung der Einatmung ungünstig.

2. Herzkranken mit Neigung zur Blutüberfüllung und zu Stauungen im Lungenblutkreislauf dürfen keine Bäder verordnet werden, in denen der Wasserstand die untere Brustkorbgrenze überschreitet.

3. Für Kranke mit einer Einstrombehinderung zum rechten Herzen wie beim „Panzerherz” und für Pulmonalstenosen ist ein Vollbad günstig, weil es eine verbesserte Herzfüllung ermöglicht und zugleich die Blutüberfüllung der großen Venenstämme des Bauches und der Leber durch den Gegendruck des Wassers veringert.

4. Ein echter Kreislaufkollaps mit Leerschlagen des Herzens infolge ungenügender venöser Blutzufuhr ist im Vollbade, auch bei Überwärmung, nicht zu erwarten. Jedoch ist besondere Vorsicht beim Herausnehmen des Kranken aus einem heißen Vollbad geboten, weil dabei das Blut in die stark erweiterten Hautblutgefäße versacken kann.

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