Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(9): 274-277
DOI: 10.1055/s-0028-1118336
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Elektive Aborttherapie

Grundsätzliches zur Klinik der drohenden und fieberhaften FehlgeburtGeorg Hörmann Privatdozent und Assistent der Klinik
  • Univ.-Frauenklinik Kiel (Direktor: Prof. Dr. E. Philipp)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Das klinische Bild der drohenden Fehlgeburt macht die Schaffung der Begriffe „spontaner und provozierter imminenter Abort” erforderlich, wobei die Diagnose des spontanen imminenten Aborts den Wunsch oder den natürlichen Willen der Mutter zum Kinde voraussetzt.

An einem gereinigten Material von 179 spotanen imminenten Aborten wird gezeigt, daß die Blutungen bei sachgemäßer konservativer Behandlung mit Bettruhe, Opium, Eisblase und Corpus-luteum-Hormon in über 80% der Fälle spätestens nach 10 Tagen sistieren. Diese Faustregel erleichtert das Auffinden anderer Blutungsquellen und Ursachen, zum Beispiel von Abortiveiern. Bei mehr als 50% der Frauen endet die schicksalhaft bedrohte Schwangerschaft mit der Geburt gesunder Kinder. Ursächlich sind konstitutionelle Momente im Sinne einer hormonell-funktionellen Insuffizienz entscheidend für das Wirksamwerden mechanischer und psychischer Traumen sowie toxischer Schäden.

Beim provozierten imminenten Abort wird abwartend beobachtet und bei ansteigenden Temperaturen die Ausstoßung des infizierten Uterusinhalts medikamentös unterstützt.

Bei der fieberhaften Fehlgeburt ist im Interesse der empfindlichen Tuben die sofortige Ausräumung indiziert, wenn die Voraussetzungen zum operativen Vorgehen gegeben sind. Die Voraussetzungen zur Ausräumung einer fieberhaften Fehlgeburt sind: 1. die angemessene, spontane Erweiterung des Zervikalkanals, 2. Temperaturabfall nach Ausstoßung von Eiteilen.

Sinngemäß ist die Ausräumung fieberhafter Fehlgeburten kontraindiziert bei: 1. unzulänglich erweitertem Zervikalkanal, 2. anhaltenden Temperaturen trotz Ausstoßung von Eiteilen. Solche Aborte werden abwartend behandelt bis zum dritten bis fünften Tage nach vollständiger Entfieberung, sofern nicht lebensbedrohliche Blutungen zum sofortigen Eingreifen zwingen.

Nach jeder Ausräumung ist die Ausnutzung der dynamischen Kräfte des Gebärorgans unter Anwendung von Eisblase, Hypophysen- und Mutterkornpräparaten der beste Schutz vor weiteren Gefahren.

Zur Technik wird dem weniger Geübten die digitale Ausräumung empfohlen, da sie allein geeignet ist, die zahlreichen Zwischenfälle zu vermeiden, mit denen die Ausräumung belastet ist, wenn sie von ungeübter Hand instrumentell ausgeübt wird.

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