Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(25): 795-798
DOI: 10.1055/s-0028-1118514
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Frage der Anämie bei Behandlung mit TB I/698

Walther Pribilla, Ernst-Detlef Koester
  • Medizinischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten Essen (Chefarzt: Prof. A. Heymer)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wurde über das Auftreten von hämolytischen Krisen bei Lungentuberkulösen, die mit TB I/698 behandelt wurden, berichtet. Bei den Patienten kam es zu einem gleichmäßigen Abfall von Hämoglobin und Erythrozyten, so daß der Färbeindex um 1,0 lag. Gleichzeitig war das indirekte Bilirubin im Serum erhöht und im Urin traten Urobilin und vermehrte Urobilinogenausscheidung auf. Das Knochenmark zeigte während der Krise eine verstärkte Erythropoese. Unter Anstieg der Retikulozyten glichen sich trotz fortgesetzter — allerdings meist reduzierter — Verabreichung von TB I alle Veränderungen wieder aus. Ein Todesfall wurde ausführlich beschrieben. Dabei wurde eine einfache toxische Wirkung des TB I abgelehnt. Möglich ist, daß die beim Bazillenzerfall unter TB I-Wirkung freiwerdenden Substanzen als Ursache in Frage kommen. Vermutet wird, daß das TB I — ähnlich wie die Sulfonamide — Haptencharakter hat und es im Laufe einer Antigen-Antikörperreaktion zu einer allergisch bedingten Hämolyse kommt. Für ein allergisches Geschehen sprechen die häufig beobachteten Exantheme und andere Erscheinungen. Es dürfte wegen der möglichen Schädigung der Patienten zweckmäßig sein, die TB I-Behandlung bei allen Patienten in der Klinik einzuleiten.

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