Dtsch Med Wochenschr 1936; 62(17): 685-688
DOI: 10.1055/s-0028-1120790
Forschungsergebnisse

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Der Arbeitsversuch im Elektrokardiogramm

Max Holzmann, Ferdinand Wuhrmann
  • Medizinischen Universitätsklinik in Zürich. Direktor: Prof. Otto Naegeli
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Der Arbeitsversuch unter Kontrolle des Ekg. gestattet wichtige Einblicke in das funktionelle Verhalten des Herzens und wird am besten in Form eines einbis mehrmaligen Treppensteigens vorgenommen, wobei die Registrierung des Ekg. vor und unmittelbar nach dem AV., bei suspekter koronarer Durchblutungsstörung auch 2 bis 3 Minuten später, genügt.

Den praktischen Erfordernissen wird am besten eine Unterscheidung von 7 Gruppen gerecht, welche die Veränderungen der Zwischenstücke und T-Zacken, die von ausschlaggebender Bedeutung sind, genau ins Auge faßt und damit irrtümlichen Auslegungen unscharf charakterisierter Reaktionsformen vorgebeugt.

Gleichbleiben (Gruppe 1) und Höherwerden (Gruppe 2) der T-Zacken, eventuell verbunden mit einer 0,1 mV nicht überschreitenden Senkung der Zwischenstücke, kann als normale Reaktionsform bezeichnet werden, die sowohl bei Herzgesunden wie bei Herzgeschädigten zu finden ist. (Gruppe 2 dabei in besonders ausgeprägtem Maße bei „vegetativ Stigmatisierten”).

Eine Abflachung der T-Zacken (Gruppe 3) wird bei völlig. Herzgesunden nur ausnahmsweise, bei Herzgeschädigten dagegen häufig angetroffen. Insbesondere in der Vergesellschaftung mit einer leichten Senkung der Zwischenstücke ist sie auf eine funktionelle Schädigung des Herzens äußerst suspekt.

Eine gegensinnige Verschiebung der Endschwankungen (Gruppe 4) wie auch das Auftreten einer ausgesprochenen Negativität der T-Zack in Abl. II mit Senkung der Zwischenstücke (Gruppe 6) sprechen mit Sicherheit für eine organische, im letzteren Falle wahrscheinlich meistens koronare oder myokarditische Herzerkrankung.

Eine ausgesprochene Senkung der Zwischenstücke von mehr als 0,15 mV (Gruppe 5) spricht mit Sicherheit für eine koronare Durchblutungsstörung diffuser Art.

Das Bild der Rekonstruktion von Frühstadien nach Herzinfarkt (Gruppe 7), ist das Zeichen für eine zirkumskripte Störung im Koronarsystem bzw. meistens wohl das Anzeichen für einen durchgemachten Herzinfarkt.

Besonders in Fällen mit nicht eindeutigen Herzschmerzen kann der Arbeitsversuch, falls er im Sinne einer koronaren Durchblutungsstörung ausfällt, eine wertvolle diagnostische Hilfe bieten. Auch kann ein nicht sicher pathologisches Ekg. erst durch den AV. eine Herzschädigung einwandfrei nachweisen lassen.

So wenig wie aus der einmaligen Aufnahme eines Ekg. in einem Krankheitsgeschehen prognostische Schlüsse auf weite Sicht gezogen werden können, so wenig scheint dies auch aus der einmalig festgestellten Reaktionsform im AV. möglich zu sein. Aufschlußreicher sind wiederholte Kontrolluntersuchungen. Sie zeigen in objektiver Weise die Entwicklung des funktionellen Verhaltens und damit die Verlaufsrichtung der Erkrankung.

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