Dtsch Med Wochenschr 1937; 63(1): 10-12
DOI: 10.1055/s-0028-1120906
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Psychotische Insulinreaktion und Erbgut1

F. K. Störring - Oberarzt
  • Aus der I. Inneren Klinik des Städtischen Krankenhauses in Westend-Berlin. Direktor: Prof. F. Umber
1 Nach einem Vortrag, gehalten am 12. XI. 1936 in der Hufeland-Gesellschaft in Berlin.
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Publication Date:
04 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Unter den letzten 1200 insulinierten Diabetikern unserer Klinik konnte ich in 12 Fällen psychotische Insulinreaktionen beobachten. Die psychotischen hypoglykämischen Zustände traten meist erst nach jahrelanger Insulinierung auf, und zwar bei solchen Diabetikern, die bereits in den ersten Jahren der Insulinierung häufig hypoglykämische Reaktionen neurovegetativer Art aufgewiesen hatten.

Bei Auftreten psychotisch verlaufender Insulinhypoglykämien war in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle eine familiäre Belastung mit Psychosen zu ermitteln. So waren auch bei den hier ausführlich besprochenen zwei Fällen Psychosen in der Aszendenz nachzuweisen. Dabei war das Bemerkenswerte, daß die Art der psychotischen Insulinreaktionen mit der Art der psychotischen Belastung übereinstimmte. Es lag bei dem Kranken, der ein katatonieähnliches Bild in der Hypoglykämie bot, in der Aszendenz Belastung mit Katatonie vor, während bei dem zweiten Kranken, der in den Hypoglykämien ausgesprochene Dämmerzustände aufwies, eine Belastung mit Dipsomanie und Epilepsie bestand. In den hypoglykämiefreien Zeiten boten beide Kranke keinerlei psychische Abnormitäten.

Nach meinen Beobachtungen liegt anscheinend eine Abhängigkeit der Art der psychotischen Insulinhypoglykämien von der Art der psychotischen Belastung vor. Eine eingehendere Darstellung des gesamten Beobachtungsgutes werde ich gemeinsam mit einem Psychiater an anderer Stelle geben.

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