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DOI: 10.1055/s-0028-1121241
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Rh-Faktor und fötale Erythroblastose bei diskordant eineiigen Zwillingen
Publication History
Publication Date:
02 June 2009 (online)
Zusammenfassung
Unsere Zwillingsbeobachtung zeigt, daß die pathogene Gensituation in ihrer Manifestation Schwankungen unterworfen ist, die weder gen- noch eigentlich umweltbedingt sind, sondern in einer Entwicklungslabilität des Keimes ihren Grund haben, falls nicht von vornherein eine genügende Penetranz der „pathologischen” Gene vorliegt, die eine Auslösung durch formative Entwicklungsreize überflüssig macht. Wie unser Befund anschaulich ausführt, handelt es sich bei der Anlage zur fötalen Erythroblastose um ein labiles mit der Genstruktur verbundenes Geschehen, in dem die pränatale Exposition mit ihrer Wechselbeziehung humoraler Wirkstoffe (Immunkörper) an dem mütterlichen Organismus zugekehrten Chorion nicht ohne Bedeutung ist.
Bei der Literaturdurchsicht haben wir außer unserer Beobachtung nur noch eine Mitteilung im amerikanischen Schrifttum gefunden (Demy), die eineiige Rh-Zwillinge beschreibt, von denen der eine an einer Erythroblastose litt, der andere dagegen nicht. Wegen der Seltenheit und Eigenart unserer Beobachtung glauben wir uns berechtigt, ausführlicher die Probleme der Pathogenese fötaler Erythroblastosen zu besprechen, zumal heute sich verschiedene Forschungsrichtungen (Serologen, Pathologen, Genetiker, Physiologen) mit den Fragen der Ätiologie dieser befassen. Von den durch Gendifferenzen bedingten Erkrankungen stehen die durch gengebundene Unstimmigkeiten im Rh-System verursachten Erythroblastosen bei weitem an erster Stelle. Dieser berechtigte Hinweis Haldanes charakterisiert die große praktische Bedeutung der Arbeit auf dem Gebiet der Genetik und Immunbiologie, von der wir nach Klärung des mehrdimensional verankerten Krankheitsgeschehens einen Rückgang der noch immer sehr zahlreichen Todesfälle wohl erhoffen dürfen.