Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(38): 1131-1135
DOI: 10.1055/s-0028-1121287
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Früherkennung der tuberkulösen Meningitis beim Kinde

Fritz Heepe
  • Universitäts-Kinderklinik Göttingen (Direktor: Prof. Dr. H. Kleinschmidt)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die Prognose der tuberkulösen Meningitis ist entscheidend abhängig von der Frühzeitigkeit des Behandlungsbeginns mit Streptomycin.

2. Zwei Drittel der von Februar 1948 bis Juli 1949 in der Universitäts-Kinderklinik Göttingen behandelten Kinder kamen erst in relativ fortgeschrittenem Zustand der Hirnhautentzündung am 10. Krankheitstag und später zur Aufnahme.

3. Die frühzeitige Diagnosestellung vor Ausbildung des klassischen meningitischen Bildes ist zur Erzielung eines befriedigenden Resultats der Streptomycinbehandlung unerläßlich. Ihre Voraussetzung sind Kenntnis und Beachtung der Frühsymptome.

4. Das Syndrom Fieber, Kopfschmerzen und Erbrechen muß im Kindesalter, sofern es nicht eindeutig anders erklärbar ist, stets den Verdacht auf eine beginnende tuberkulöse Meningitis erwecken und die unverzügliche Einleitung der notwendigen diagnostischen Maßnahmen (Tuberkulinreaktionen, Röntgenuntersuchung der Lungen, Augenhintergrundsuntersuchung, Lumbalpunktion) veranlassen.

5. Die Lumbalpunktion ist das entscheidende Untersuchungsverfahren für Nachweis bzw. Ausschluß der tuberkulösen Hirnhautentzündung. Sie ist in allen Verdachtsfällen baldmöglichst vorzunehmen und nötigenfalls zu wiederholen.

6. Der Befund einer Liquorpleozytose im Sinne einer serösen Meningitis bei einem als tuberkulosekrank erkannten oder auch nur tuberkulinpositiven Kinde muß, selbst beim Fehlen von röntgenologischen Lungenveränderungen, den dringenden Verdacht auf eine beginnende tuberkulöse Meningitis erwecken.

7. Darüber hinaus ist bei Feststellung einer jeden serösen Meningitis beim Kinde grundsätzlich zunächst deren bösartigste Form, die tuberkulöse Meningitis, auszuschließen.

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