Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(46): 1394-1398
DOI: 10.1055/s-0028-1121369
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Kankerogene, kankerizide, mutagene und morphogene Strahlen und Stoffe im Mitoseversuch (Schluß)

Zweiter TeilHans R. Schinz
  • Radiotherapeutischen Klinik und Poliklinik der Universität Zürich (Direktor: Prof. Dr. H. R. Schinz)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Kankerogene, kankerizide, mutagene und morphogene Strahlen und Stoffe im Mitoseversuch1

Zusammenfassung

1. Kankerizide Reize haben auch kankerogene Wirkungen.

2. Neben diesen Effekten beobachtet man mutagene Wirkungen. Dies gilt für kurzwellige Strahlung, ionisierende Korpuskularstrahlung, kankerogene aromatische Kohlenwasserstoffe, Senfgas, Nitrogen-Mustard und Urethan. Für andere mutagene Stoffe wie Phenol, Senföl und Formaldehyd ist der Nachweis kankerizider und kankerogener Wirkungen noch zu führen.

3. Induktive Wirkungen sind für kankerogene Kohlenwasserstoffe nachgewiesen.

4. Zytomorphologische Effekte sind mit Strahlungen und vielen Chemikalien zu erzielen. Sie äußern sich in Zytolyse, Karyoklasie und in mitotropen Effekten (Primäreffekt, Zytostase, Sekundäreffekt). Wichtig sind diese zytomorphologischen Befunde dann, wenn sie bei sehr niedrigen, annähernd physiologischen Dosen auftreten, sonst sind sie Ausdruck allgemeiner uncharakteristischer Zellschädigungen.

5. Die mitotropen Effekte von Senfgas, Nitrogen-Mustard und Trypaflavin gleichen weitgehend den Röntgenstrahleneffekten in den Zellen und äußern sich in den drei Phasen des Primäreffektes, des zytostatischen mitosenfreien Intervalles und des Sekundäreffektes, während wir bei anderen mitotropen Substanzen nur Primäreffekte und Zytostasen beobachten.

6. Bei der Testung von kankerogenen und kankeriziden Stoffen ist die systematische Durchprüfung auf mutative, induktive und umprägende Effekte aufschlußreich und notwendig.

7. Krebsheilungen sind nur durch Stoffe mit zytolytischer Wirkung zu erreichen, die mitotrope Wirkung erzielt nur palliative Effekte. Ein elektiv oder spezifisch zytolytisches Chemotherapeutikum zur Krebsheilung ist noch nicht bekannt.

8. Die Entscheidung zwischen der Reiztheorie, der Mutationstheorie, der Induktionstheorie und der Umprägungstheorie der Krebsentstehung ist noch nicht möglich. Für jede derselben lassen sich Indizien anführen, die aber nicht entscheidend sind.

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