Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(49): 1491-1495
DOI: 10.1055/s-0028-1121397
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Hautschäden durch den Umgang und durch die Behandlung mit Streptomycin

K. H. Schäfer, E. Oppermann
  • Universitäts-Kinderklinik Göttingen (Direktor: Prof. Dr. H. Kleinschmidt)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird eine eingehende, kasuistisch belegte Darstellung der Streptomycindermatitis, ihrer klinischen Erscheinungsformen, ihrer Therapie, Prophylaxe und Genese gegeben. Sie tritt bei den mit der Str.-Therapie betrauten Ärzten und Schwestern und gelegentlich auch bei parenteral behandelten Patienten auf. Im ersteren Falle handelt es sich um eine kontaktbedingte Dermatitis, welche erst nach mehrmonatigem Umgang mit dem Str. erstmals aufzutreten pflegt, um sich dann durch einen ausgesprochen chronischen und rezidivreichen Verlauf auszuzeichnen. Diese Dermatitis lokalisiert sich vornehmlich an den Stellen des Kontaktes, nämlich an Händen und im Gesicht in der Augengegend, kann aber in schweren Fällen auch größere Hautbezirke überziehen. Sie ist weitgehend zu verhindern und auch nach Ausbruch oft maßgeblich einzudämmen, wenn während des Umganges mit dem Str. durch konsequentes Tragen von Gummihandschuhen und Schutzbrille jeglicher direkte Kontakt vermieden wird. In schwereren Fällen ist die Versetzung der betroffenen Person auf eine streptomycinfreie Station nicht zu umgehen. In Kliniken ist es darum zweckmäßig, die Streptomycinbehandlung auf möglichst wenige Stationen zu konzentrieren. Bei behandelten Patienten tritt die Dermatitis schon nach einem Intervall von wenigen Tagen auf. Sie trägt wie die meisten Arzneidermatitiden mehr Exanthemcharakter und befällt bevorzugt die Streckseiten der Extremitäten. Nur selten wird in diesen Fällen therapeutisches Eingreifen oder gar Aussetzen der Str.-Therapie erforderlich sein. Intrakutane und kutane Tests führten zu unsicheren Ergebnissen. Sie sind daher für die Praxis nur bedingt zu empfehlen, zumal hierdurch sehr unangenehme lokale und sogar allgemeine Reaktionen ausgelöst werden können. Die passive Übertragung der Allergie ist uns in keinem Falle gelungen. Gleichwohl zwingen klinische Gesichtspunkte zu der Annahme eines spezifischen allergischen Geschehens bei der Streptomycindermatitis.

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