Dtsch Med Wochenschr 1940; 66(10): 260-263
DOI: 10.1055/s-0028-1121497
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Weitere Erfahrungen mit der Fieberbehandlung der postmeningitischen Komplikationen

L. M. Kugelmeier - Oberarzt
  • II. Inneren Abteilung des Robert Koch-Krankenhauses in Berlin. Dir. Arzt: Prof. Werner W. Siebert
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Publication Date:
05 June 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Das Wesen der postmeningitischen Komplikationen (nachschwelende Entzündung, Hydrocephalus internus) wird in der Impermeabilität der Blutliquorschranke erkannt. Ihre Aufhebung ist daher die dringlichste Aufgabe der Therapie bei solchen Zuständen.

2. Zu den vier im Schrifttum bisher bekannten Fällen von Heilung postmeningitischer Komplikationen („nachschwelende” Entzündung, Hydrocephalus internus) mittels Pyrifer werden fünf weitere eigene Fälle mitgeteilt, darunter ein Fall mit „vorzeitiger” Fieberbehandlung.

3. Die genaue Beobachtung bei diesen und bei einem leider tödlich endenden Fall gewährte einen Einblick in die Wirkungsweise des Heilfiebers. Danach handelt es sich um zwei Prozesse, die in ihrer Wechselwirkung biologisch nicht voneinander zu trennen sind: einmal um eine Wirkung im Sinne der schockartigen „Umstimmung”, zum anderen um eine. direkte Einwirkung auf die weichen Hirnhäute im Sinne der Permeabilitätssteigerung, letztlich wohl um Einleitung eines aktiven Immunisierungsprozesses durch freiwerdende Endotoxine.

4. Die Indikation des Pyrifer wird erweitert auf die „nachschwelende” Entzündung, gleichviel, ob sie zum Hydrocephalus internus oder zum äußeren Hirndruck führt.

5. Die rechtzeitige Anwendung des Mittels kann nach den vorliegenden Erfahrungen nachdrücklich empfohlen werden.

6. Von der genauen Beobachtung der Blut- und Liquorveränderungen vor, während und nach dem Fieberstoß darf man wichtige Aufschlüsse über den Heilprozeß und eine Erweiterung der Indikation erwarten.

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