Dtsch Med Wochenschr 1939; 65(36): 1418-1421
DOI: 10.1055/s-0028-1123148
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Stoffwechselveränderungen bei Diphtherie und ihre Beeinflussung durch Nebennierenrindenhormon und C-Vitamin

Josef Dieckhoff
  • Kinderklinik der Universität in Köln. Direktor: Prof. H. Kleinschmidt
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Der Natrium- und vor allem der Chlorspiegel ist im Blutserum bei der toxischen Diphtherieerkrankung deutlich gesenkt. Gleichzeitig sind auch die Chlor- und Natriumwerte im Harn vermindert, ein Befund, der auf eine Natrium- und Chloranreicherung im Gewebe schließen läßt.

Der Rest-N im Blutserum ist bei toxischer Diphtherieerkrankung vornehmlich auf Kosten von Harnstickstoff erhöht. Im Harn ist die Harnstoffkonzentration und -gesamtausscheidung in den ersten Krankheitstagen deutlich vermehrt, auf dem Höhestadium der Erkrankung stark vermindert und in der Rekonvaleszenz wieder erhöht. Diese vorübergehende Funktionsuntüchtigkeit der Nieren scheint zumindest zum Teil eine Folge der diphtherischen Kreislaufinsuffizienz zu sein.

Die bei diphtherietoxinvergifteten Kaninchen durchgeführten Natrium-, Chlor-, Rest-N- und Harnstoffanalysen in Blut, Harn und Geweben weisen zunächst ähnlich wie beim diphtheriekranken Menschen eine Verminderung von Natrium und Chlor im Blutserum und Harn nach. Auch eine Rest-N-Erhöhung im Blutserum wird festgestellt, während die N-Ausscheidung im Harn wieder deutlich vermindert ist. Gleichzeitig besteht eine Anreicherung von Natrium, Chlor und Harnstoffstickstoff in jenen Geweben, welche durch das Diphtheriegift am stärksten geschädigt sind.

Die zusätzliche Nebennierenrindenhormon- und C-Vitamin-Behandlung hat auf die Kochsalz- und Eiweißstoffwechselstörungen bei der toxischen Diphtherieerkrankung des Menschen keinen Einfluß. Die Behandlung diphtherietoxinvergifteter Kaninchen mit Cortidyn und Ascorbinsäure verhindert dagegen die Natrium-, Chlor- und Rest-N-Veränderungen in Blut, Harn und Geweben, wenn beide Präparate kurz nach der Intoxikation intravenös injiziert werden; erfolgt die erste Hormon-Vitamininjektion erstmalig 12 Stunden nach der Vergiftung, so werden die genannten Stoffwechselstörungen nicht verhindert.

Der Sauerstoffverbrauch und die Kohlensäureabgabe von diphtherietoxinvergifteten Kaninchen ist kurz nach der Intoxikation leicht erhöht; nach einigen Tagen stellt sich jedoch bei sämtlichen Tieren eine deutliche Grundumsatzsenkung ein. Die Behandlung mit Nebennierenrindenhormon und C-Vitamin vermag, wenn sie rechtzeitig erfolgt, die nach Diphtherieintoxikation auftretende Herabsetzung des Sauerstoffverbrauchs zu verhüten. Es verhindert aber auch die Injektion von thyreotropem Hormon die Grundumsatzsenkung nach Diphtherieintoxikation. Diese Versuchsergebnisse sind zusammen mit früheren Untersuchungen von uns ein weiterer Beweis für das Bestehen einer von der Nebennierenrinde über den thyreotropen Anteil des Hypophysenvorderlappens zur Schilddrüse führenden Korrelation. Ausfall der Nebennierenrindenfunktion durch Zerstörung mit Diphtherietoxin führt zur Verminderung der thyreotropen Wirksamkeit des Hypophysenvorderlappens und im Gefolge davon zu einer Neigung der Schilddrüse zur Inaktivität.

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