Dtsch Med Wochenschr 1931; 57(7): 268-271
DOI: 10.1055/s-0028-1124312
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber Erfolge und Wirkungsmechanismus der kochsalzarmen Diät (nach Herrmannsdorfer) bei Hauttuberkulose1)

J. Dörffel - Privatdozent und Assistent der Klinik
  • Aus der Universitätshautklinik in Königsberg i. Pr. (Direktor: Prof. W. Scholtz.)
1) Nach einem Vortrag im Verein für wissenschaftliche Heilkunde in Königsberg am 15. XII. 1930. Aussprache hierzu siehe Vereinsbeilage in dieser Nr – Die Tierexperimente wurden mit Hilfe der Notgemeinschaft durchgeführt.
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Publication Date:
27 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Klinisch:

1. Die kochsalzarme Diät (Herrmannsdorfer) heilt oder bessert zum mindeste, schon bei alleiniger Diätawendung, die Tuberkulose der Haut. Rezidive, die wir bei einem geringen Teil der geheilten Patienten beobachten konnten, zeigten mit einer Ausnahme nur vereinzelte Rezidivknötchen. 2. Kombination mit lokaler Behandlung verkürzt die Heilungsdauer, während der kosmetisch günstige Effekt nicht beeinträchtigt wird. 3. Fortlaufende histologische Untersuchungen bestätigten den klinischen Erfolg. Es kommt durch Gefäßwandzellenwucherung und Bindegewebsneubildung zur Aufteilung der tuberkulösen Infiltrate und zum schließlichen Bindegewebsersatz. Die Gefäßwandzelle spielt bei dem Heilungsverlauf eine wesentliche Rolle. 4. Die Wirkung der Diät kann auch an der Schädigung der Tuberkelbazillen selbst durch Kulturversuche festgestellt werden. 5. Die allgemeine Wirkung der Diät auf den Organismus wird durch Untersuchungen wie Senkungsreaktion, Blutbild, Guttadiaphot anschaulich gemacht.

Experimentell:

1. Die Entzündungsbereitschaft der Haut ist bei Kranken und Gesunden während der Diät erhöht. Diese Reaktionssteigerung geht bei normaler Kost bald wieder zurück. 2. Untersuchungen der Alkalireserve, der aktuellen Reaktion des 24stündigen Urins vor und in der Diät zeigen den leicht säuernden Einfluß der Herrmannsdorferschen Diät. 3. Die kochsalzarme Diät ruft wahrscheinlich eine mäßige Entwässerung des gesamten Körpers hervor. Sicher nachweisbar ist sie in der gesunden und kranken Haut. 4. Die säuernde Herrmannsdorfersche Diät bewirkt beim Menschen eine deutliche Mineralverschiebung in der Haut. Kalium ist vermehrt, Kalzium und Magnesium sinken. Natrium ist besonders stark herabgesetzt. Die Mineralverschiebungen sind vor allem in den erkrankten Herden ausgeprägt.

Zusammenhänge zwischen Entzündung, Säure-Basengleichgewicht und Mineralverschiebung werden durch diese Ergebnisse wahrscheinlich gemacht.

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