Dtsch Med Wochenschr 1911; 37(20): 916-921
DOI: 10.1055/s-0028-1130677
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber Wechselbeziehungen zwischen Lunge und Thorax bei Emphysem1)

Prosektor H. Loeschcke
  • Aus dem Pathologischen Institut der Kölner Akademie für Praktische Medizin — Abteilung Augusta-Hospital
1) Vortrag, gehalten auf der Versammlung der Rheinisch-Westfälischen Gesellschaft für innere Medizin und Nervenheilkunde in Köln am 12. Februar 1911.
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Lungenblähung und Emphysem sind meist eine Folge von Thoraxstarre. Die primäre Ursache für die Starre des Thorax liegt gewöhnlich in einer Erkrankung der Wirbelsäule. Die Brustwirbelsäule wird durch spondyl-arthritische Prozesse kyphotisch abgeknickt und in dieser Lage fixiert. Bei dieser Abknickung senkt sich die obere Thoraxhälfte als Ganzes vornüber und drückt die unteren Rippen infolge der gemeinsamen Fixation am Sternum in Exspirationsstellung, während eine gleichzeitige kompensatorische Hebung der Rippen des sich senkenden Thoraxabschnittes erfolgt. Je stärker die Abknickung der Wirbelsäule und der Ausgleich durch Hebung bzw. Senkung von Rippen ist, desto geringer wird die restierende Exkursionsbreite der Rippen am Kyphosenthorax; schon bei Kyphosen mäßigen Grades kommt es zu totaler Fixation. Je nach dem Sitz der Abknickung ändert sich die Form des starren Thorax. Bei oberflächlicher Betrachtung wird die Kyphose der Brustwirbelsäule häufig verdeckt durch eine kompensatorische Hals- und Lendenlordose.

Bei starrem Thorax treten infolge Zwerchfellkompensation die Symptome der Lungeninsuffizienz häufig erst bei erhöhter Inanspruchnahme auf. (Larvierte Emphyseme.)

Auf dem Sektionstisch findet sich bei kyphotisch fixierter Brustwirbelsäule jedesmal ein starrer Thorax und Lungenblähung.

Vikariierende und akute Emphyseme zeigen beweglichen Thorax und veränderte Wirbelsäule.

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