Dtsch Med Wochenschr 1911; 37(45): 2078-2079
DOI: 10.1055/s-0028-1131075
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die Frage der chronischen Mischinfektion bei Lungentuberkulose

H. Kögel
  • Aus der Neuen Heilanstalt für Lungenkranke in Schömberg. (Dirigierender Arzt: Dr. G. Schröder.)
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Publication Date:
24 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Unter 17 Fällen aller Formen chronischer Lungentuberkulose fanden sich bei Anwendung der Schröderschen Waschmethode und bei etwa 40 Einzeluntersuchungen nur in fünf Fällen hämolytische Staphylokokken, nie der Streptococcus longus haemolyticus. Der Befund hämolytischer Staphylokokken war nur in einem Falle einer akuten käsig-destruierenden Phthise konstant, während in den übrigen vier Fällen fieberhafter käsig-destruierender Lungentuberkulose nur vorübergehend Staphylokokken, die hämolysierten, gefunden werden. In diesen Fällen war, abgesehen von der Schwere des einzelnen Falles, ein Zusammenhang mit dem Fiebertyp nicht festzustellen. Alle anderen Formen chronischer und akuter Lungentuberkulose waren trotz teilweise hohen Fiebers frei von hämolysierenden Keimen. Das Blut wurde stets frei von Begleitbakterien gefunden. In fünf Fällen kavernöser Lungenphthise wurden anaerobe Streptokokken vom Charakter des Streptococcus anaërobius putridus gefunden. In allen anderen Fällen keine strengen Anaërobien. Jedenfalls ist der Begriff einer chronischen Mischinfektion bei Lungentuberkulose außerordentlich einzuschränken. Es wird vielmehr angenommen, daß die in der Lunge befindlichen Saprophyten bei Widerstandslosigkeit des Körpers erst durch vorgeschrittene Krankheit die Möglichkeit bekommen, in das Gewebe vorzudringen, und durch den guten Nährboden bei zerstörtem oder mit Blut durchtränktem Gewebe hämolytische Eigenschaften erhalten.

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