Dtsch Med Wochenschr 1922; 48(9): 289-290
DOI: 10.1055/s-0028-1132795
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die Häufigkeit nervöser Unfallfolgen und ihrer praktischen Bedeutung

Paul Horn - Priv.-Doz. für Versicherungsmedizin in Bonn
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Publication Date:
23 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Häufigkeit und praktische Bedeutung der Unfallneurosen sind verschieden je nachdem, ob Sozialversicherte oder Haftpflichtfälle in Frage kommen.

2. Bei Sozialversicherten beträgt der Prozentsatz der Unfallneurosen durchschnittlich nur 1% aller entschädigungspflichtigen Betriebsunfälle, die Gesamtzahl der Unfallneurotiker in Deutschland wird auf 13000—14000 berechnet.

3. Bei Haftpflichtfällen, insbesondere Eisenbahnunfallverletzten, sowie bei Privatversicherten sind Häufigkeit und praktische Tragweite unvergleichlich größer. Die Eisenbahnunfallneurosen, die die Hälfte aller von Eisenbahnpassagieren gemeldeten Unfälle ausmachen, erfordern zu ihrer Bekämpfung dringend gesetzlicher Abhilfe durch Aenderung des Reichshaftpflichtgesetzes.

4. Auch bei den Sozialversicherten sind gesetzliche Maßnahmen zur Neurosenbekämpfung notwendig.

5. Empfohlen wird bei Sozialversicherten Zwangsabfindung, sofern unter 50% Erwerbsbeschränkung, bei Haftpflichtfällen Begrenzung der Rentenzahlung und obligatorische Abfindung nichtkomplizierter Fälle.

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