Dtsch Med Wochenschr 1916; 42(30): 920-923
DOI: 10.1055/s-0028-1135282
Soziale Hygiene und Medizin

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Mein letzter Brief aus England1)

J. P. zum Busch 1) Herr Kollege zum Busch, der unseren Lesern als Verfasser der ausgezeichneten „Briefe aus London” seit mehr als 20 Jahren bekannt ist, hatte auch nach dem Ausbruch des Krieges seine Tätigkeit als Oberarzt an der Chirurgischen Abteilung des Deutschen Hospitals in London beibehalten. Nachdem er in dieser Stellung fast ein Vierteljahrhundert gewirkt und sich durch seine beruflichen und menschlichen Eigenschaften die volle Anerkennung seiner Patienten, des Hospitalvorstandes und zahlreicher angesehener Mitglieder der Londoner Gesellschaft erworben hatte, glaubte er darauf vertrauen zu dürfen, daß er von dem epidemischen Deutschenhaß verschont bleiben und auch während des ganzen Krieges sein Amt weiterversehen könnte. Nahezu 1Ÿ Jahre hat er, wie wir von anderer Seite erfahren haben, deutsche und englische Kranke und Verwundete bestens beraten dürfen: da ereilte ihn eines Tages im Mai das Schicksal der meisten in England wohnenden Deutschen. Wahrscheinlich auf Grund einer Denunziation wurde er in dem Lager zu Stratford interniert! Als mir in seinem Auftrage ein aus England in die Heimat freigelassener deutscher Kaufmann die Nachricht von seiner elenden Lage überbrachte, habe ich sofort beim Auswärtigen Amt die nötigen Schritte zu seiner Enthaftung getan: schon nach wenigen Wochen hatte ich die große Freude, von ihm durch einen Brief aus Kreuznach die Nachricht zu erhalten, daß die sehr dankenswerten Bemühungen unserer Behörden erfolgreich gewesen waren. Seine Erlebnisse während des Krieges und namentlich im Lager zu Stratford schildert Herr Kollege zum Busch in den folgenden Blättern. Sein „letzter Brief aus England” enthüllt ein tief erschütterndes Bild von den Drangsalen, die er von den Vertretern der „Nation der Gentlemen” erfahren hat. Diese Schilderung unseres hochangesehenen Kollegen wird unter vielen anderen besonders eindrucksvoll wirken: als ein Dokument englischer Humanität, englischer Vornehmheit und englischer Dankbarkeit.
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Publication Date:
14 July 2009 (online)

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