Dtsch Med Wochenschr 1916; 42(40): 1213-1214
DOI: 10.1055/s-0028-1135402
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber indigobildende Substanzen im Urin (Harnindikan), ihre bakterielle Zersetzung und Indigurie

G. Hoppe-Seyler - Marine-Oberstabsarzt d. S., Beratender Arzt für innere Krankheiten bei der Marinestation O. (Kiel)
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Publication Date:
14 July 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Aus menschlichem Urin wurde indoxylschwefelsaures Kalium rein dargestellt und analysiert. Das sog. Harnindikan des menschlichen Urins besteht also aus Indoxylschwefelsäure und etwas Indoxylglukuronsäure.

2. Indoxylhaltiger Urin wird durch Bakterien, hauptsächlich manche Kolibazillen, bei Anwesenheit von Sauerstoff in der Weise verändert, daß die Indoxylschwefelsäure gespalten wird und nun aus dem abgespaltenen Indoxyl sich Indigo oder mehr bräunliche Farbstoffe bilden. Auf diese Weise entsteht die sogenannte Indigurie.

3. Konzentrierte, an aromatischen Verbindungen (Aether-schwefelsäure und Glukuronsäure) reiche Urine bleiben oft auch beim Stehen an der Luft steril und zersetzen sich nicht; Kolibazillen, die dann zugesetzt werden, entwickeln sich nicht, sondern gehen zugrunde. Bei Koliinfektion der Harnwege soll der Urin also nicht zu stark verdünnt werden durch zu reichliches Trinken, besonders von alkalischen Wässern.

4. Bei der Bestimmung der Menge der Aetherschwefelsäure und des Indoxyls, auch bei der „Indikanprobe”, muß bakterielle Zersetzung des Urins vermieden, der Urin also möglichst frisch untersucht oder, wenn dies nicht möglich ist, dazu steril aufbewahrt werden.

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