Dtsch Med Wochenschr 1933; 59(46): 1743-1744
DOI: 10.1055/s-0028-1141719
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Einige Bemerkungen zu den „Therapeutischen Unverträglichkeiten” von Prof. F. Eichholtz

Konrad Schübel
  • Aus dem Pharmakologischen Institut in Erlangen
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Publication Date:
06 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die von uns auf experimentellem Wege am puerperalen Uterus in situ bei der narkotisierten Katze aufgefundene „Potenzierung” von Chinin mit Hypophysin (in bestimmtem Verhältnis der beiden Komponenten) wurde in der praktischen Geburtshilfe bestätigt; sie ist nicht „scheinbar”, sondern „echt”, bleibt also nach wie vor zu Recht bestehen. Dagegen ergab die Kombination von Gravitol mit Chinin weder additiven noch potenzierten Effekt, am gleichen Versuchsobjekt.

2. Der „toxische Effekt” dieser Kombination, den übrigens auch reine, wirksame Hypophysenpräparate bei Überdosierung am Uterus (Gefahr der Ruptur!) aufweisen, wird sofort ausgeschaltet, wenn der Geburtshelfer vorsichtig dosiert. Wegen großer Gefährdung des Atemzentrums muß ja auch die Kombination „Morphin-Skopolamin” sehr „individuell” dosiert werden!

3. In bezug auf die Blutdruckwirkung tritt eine „Entgiftung” des Kombinationsgemisches ein, da Chinin den Blutdruck senkt; damit ist die Gefahr einer eventuellen Gefäßruptur bei intravenöser Anwendung des Präparates beseitigt. Dazu kommt, daß man viel weniger, etwa nur ein Fünftel bis die Hälfte der sonstigen V.E. zu injizieren braucht.

4. Die „besonders notwendige exakte Dosierung der hochwirksamen Uterusmittel” wird durch Kombination von Chinin mit Hypophysin im bestimmten Verhältnis nicht „illusorisch” gemacht, da wir es bei dieser Kombination mit einem standardisierten, leicht resorbierbaren Arzneigemisch von konstanter Zusammensetzung zu tun haben, das aber wie jedes andere vorsichtig, in steigenden Dosen, bei der Frau beginnend mit 0,2 ccm, dosiert werden muß.

5. Die „gereinigten” Hypophysenhinterlappenpräparate, bei denen die Blutdruckkomponente abgetrennt ist, wurden trotz „exakter Einstellung” in bezug auf Dosierung von uns ausnahmslos „illusorisch” befunden, da sie mit einer Methode ausgewertet und titriert sind, die versagt, weil sie hier nur einen Bruchteil des wahren Wirkungswertes angibt. Hier ist nur die Methode am puerperalen Uterus der unversehrten Katze brauchbar. Sie ist unbedingt überlegen und ausschlaggebend. Die Methoden an überlebenden Uteri sind irreführend, weil sie viel zu niedrige Werte ergeben.

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