Dtsch Med Wochenschr 1910; 36(16): 748-749
DOI: 10.1055/s-0028-1142718
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Vergleichende Untersuchungen über Wassermannsche Reaktion, Lymphozytose und Globulinreaktion bei Erkrankungen des Nervensystems

Arthur Wolff - früherem Assistenten der Abteilung
  • Aus der II. Inneren Abteilung des Städtischen Rudolf Virchow-Krankenhauses in Berlin. (Dirigierender Arzt: Prof. Dr. L. Kuttner.)
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Publication Date:
01 October 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Komplementablenkung, Lymphozytose und Globulinreaktion sind eine wertvolle Unterstützung zur Differenzierung neurologischer Diagnosen.

2. Von den drei Reaktionen gibt die Globulinreaktion die am besten zu verwendenden Resultate, denn, wenn sie auch nicht mit absoluter Konstanz auftritt und ihr Vorhandensein allein keinen entscheidenden Einfluß für die Diagnose haben darf, so ist sie diagnostisch am meisten verwendbar, weil sie im Gegensatz zur Komplementablenkung und Lymphozytose stets negativ auszufallen scheint, wenn Syphilis nur anamnestisch besteht, aber zurzeit keine para- oder metasyphilitischen Nervenaffektionen vorhanden sind.

3. Ist Syphilis ausgeschlossen, so können wir aus dem Verhalten der Lymphozyten und der Globulinreaktion, wiederum im Zusammenhang mit dem sonstigen klinischen Bild, wertvolle Schlüsse ziehen für die Differentialdiagnose zwischen organischer und peripherischer oder funktioneller Nervenaffektion, insofern als positiver Befund für erstere, negativer für letztere zu verwerten sind.

4. Punkt 3 gilt ganz besonders für die inzipienten Fälle von Tabes und Paralyse und die in Betracht kommenden Differentialdiagnosen.

5. Der Ausfall der Komplementablenkung im Lumbalpunktat scheint am wenigsten verwendbar, da er selbst bei Tabes und Paralyse auffallend oft negativ ist; ob der von mir beobachtete zweimalige positive Ausfall bei neun Fällen von Lues cerebrospinalis im Sinne Nonnes, Apelts u. d. a. bei der Differentialdiagnose zwischen Tabes und Paralyse einerseits, Lues cerebrospinalis anderseits zu verwerten ist, muß bei der geringen Zahl dieser von mir untersuchten Fälle dahingestellt bleiben.

6. Komplementablenkung mit Lymphozytose und Globulinreaktion können in Fällen von sogenanntem periodischen Erbrechen (v. Leyden) bei fehlenden sonstigen Symptomen von seiten des Zentralnervensystems Anhaltspunkte für den zentralen Ursprung der Erkrankung geben.

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