Dtsch Med Wochenschr 1910; 36(34): 1557-1560
DOI: 10.1055/s-0028-1143000
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Beobachtungen über relative Chininresistenz bei Malaria aus Brasilien

 Nocht, H. Werner - Stabsarzt der Schutztruppen und Abteilungsvorsteher der klinischen Abteilung des Instituts
  • Aus dem Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg. (Leiter: Med.-Rat Prof. Dr. Nocht.)
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Wir stellten bei Malariafällen aus dem Innern Brasiliens, und zwar vom Oberlauf des Madeira-Mamoreflusses, eine außergewöhnlich starke Chininresistenz der Malariaparasiten, und zwar sowohl der Tertiana- wie der Tropikaparasiten, fest. Die Steigerung der Chinindosis auf das Doppelte und mehr der gewöhnlich bei Malaria verabfolgten Dosis genügte nicht, Rezidive, die zum größten Teil innerhalb der Chininnachkur auftraten, zu verhindern. Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Erfolg der auf der Darreichung von 1,0 g Chinin basierten Chininkur und dem der gesteigerten Chininmedikationen konnte nicht festgestellt werden.

2. Methylenblau hatte keinen nennenswerten Erfolg bei den von uns beobachteten Fällen von brasilianischer Malaria und mußte mit Rücksicht auf die Schwere der Fälle gewöhnlich bald durch das immerhin wirksamere Chinin ersetzt werden.

3. Das Arsenpräparat Ehrlich- Hata 606 zeigte in der Dosis von 0,3, intramuskulär angewandt, eine deutliche und zum Teil sehr prompte antiparasitäre Wirkung, genügte aber in der nur einmal gegebenen Dosis von 0,3 nicht, ein dauerndes Verschwinden der Parasiten herbeizuführen. Die Beobachtungen über die Wirksamkeit dieses Präparates sind noch nicht abgeschlossen.

4. Die von uns beobachteten Fälle von brasilianischer Malaria waren durch eine Reihe von klinischen Besonderheiten ausgezeichnet, die sich auf die Beteiligung von Darm, Lungen und Nervensystem an dem Krankheitsprozesse sowie auf die Eigenart des Temperaturverlaufes bezogen.

5. Die Parasiten entsprachen morphologisch im allgemeinen durchaus den Typen der Tertiana und Tropika, nur ist uns bei einer größeren Zahl der beobachteten Tertianafälle die abnorme Kleinheit der Teilungsformen und eine verhältnismäßig geringe Veränderung (Vergrößerung und Schüffnertüpfelung) der Erythrozyten aufgefallen.

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