Dtsch Med Wochenschr 1910; 36(34): 1560-1561
DOI: 10.1055/s-0028-1143001
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Das Wesen der Wassermannschen Reaktion

Julius Citron, Fritz Munk
  • Aus der II. Medizinischen Klinik der Universität in Berlin. (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Kraus.)
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die Injektion von wäßrigem Extrakt aus luetischer Fötalleber regt beim Kaninchen die Bildung von Antikörpern an, die in vitro mit alkoholischem Extrakt normaler Meerschweinchenherzen Komplementbindung geben.

2. Die Injektion von alkoholischem Extrakt aus normalen Meerschweinchenherzen bewirkt keine Antikörperbildung.

3. Die Injektion von wäßrigem Extrakt aus normalen Fötallebern führt nicht zur Bildung von Antikörpern, welche mit alkoholischem Herzextrakt reagieren.

4. Die Bezeichnung „Antigen” darf daher nur dem wäßrigen Extrakt fötaler Luesleber zugesprochen werden.

5. Die reagierenden Substanzen der Luetikersera, die vollkommen analog den von uns erzeugten kaninchenantikörpern sind, sind echte Antikörper.

6. Das schnelle Verschwinden der Luesantikörper, wenn der Injektionsreiz abgeklungen ist, das deutliche Wiederansteigen des Antikörpertiters, wenn neues Antigen eingespritzt wird, entspricht völlig dem Verschwinden der Luesreagine aus dem Serum nach einer erfolgreichen spezifischen Kur, dem Wiederauftreten der Reaktion bei einem Rezidiv.

7. Das ziemlich schnelle spontane Verschwinden der Antikörper bei der Immunisierung mit sterilem Antigenextrakt einerseits und das dauernde Vorhandensein der Luesreagine im Serum infizierter und nicht oder schlecht behandelter Luetiker anderseits spricht zugunsten der Auffassung Citrons, daß die positive Wassermannsche Reaktion fast stets ein Zeichen noch aktiver Syphilis sei.

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