Dtsch Med Wochenschr 1910; 36(50): 2335-2339
DOI: 10.1055/s-0028-1143281
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Schwangerschaft und Tuberkulose1)

J. Hofbauer
  • Aus der Universitäts-Frauenklinik in Königsberg. (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Winter.)
1) Vortrag auf der Königsberger Naturforscherversammlung, September 1910.
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Publication Date:
01 October 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Generationsvorgänge üben auf den Verlauf von Tuberkulose der Lungen, des Kehlkopfs und der Haut sowie der Knochen und Gelenke einen nachhaltigen Einfluß aus, indem der Verlauf bestehender Erkrankung beschleunigt und latente Herde reaktiviert werden können. Die Entwicklung echter „Graviditätstuberkulosen“ muß zugegeben werden; häufig verbirgt sich darunter eine Manifestation bisher latenter Lokalerkrankungen. Ob und in welchem Maße die Verschlimmerung der Affektion eintritt, hängt zum großen Teil von der näheren Art derselben ab sowie von den sozialen Begleitmomenten. Eine Verallgemeinerung des zuerst ausgesprochenen Satzes ist somit nicht statthaft.

Gravidität schafft an sich bereits Zustände allgemeiner Art, wie sie sonst klinisch bei Tuberkulösen nachgewiesen wurden.

Als Momente, welche die verschlimmernde Einwirkung der Geburt erklären und deren Nachwirkung oft erst im Puerperium hervortritt, sind die forcierten Anstrengungen der Bauchpresse und die Steigerung des hydrostatischen Drucks anzusehen. Für die Gravidität kommen das Absinken der lipolytischen Kraft des Blutes, die Organalterationen, bestimmte physikalische Momente im Larynx und in den Lungen in Betracht.

Die Einleitung des künstlichen Aborts ist auf bestimmte Indikationsstellung zu beschränken.

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