Dtsch Med Wochenschr 1927; 53(18): 740-741
DOI: 10.1055/s-0028-1165266
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Tumorbildung durch Fernwirkung des Tuberkelbazillus

H. Guillery - Augenarzt in Köln-Lindenthal
  • Aus dem Hygienischen Institut der Universität in Köln. (Direktor: Prof. Reiner Müller.)
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Publication Date:
19 August 2009 (online)

Zusammenfassung

In verschiedenen Arbeiten habe ich die Fernwirkung der Tuberkelbazillen zuerst festgestellt. Einführung eines Schilfsäckchens mit Tuberkelbazillen in die Bauchhöhle (13) ergab tuberkuloide Strukturen in weitem Umfange um das Schilfsäckchen. Dazu eine Nekrose der Leber, die als Wirkung des Tuberkelbazillengiftes von einem entfernten Herde bisher nicht bekannt war. Weiterhin wurde die Fernwirkung am Auge studiert und damit das lange angestrebte Ziel erreicht, die sympathisierende Entzündung im Tierexperiment an beiden Augen hervorzurufen. Die vorliegende Arbeit bringt die ebenfalls neue Tatsache, daß ausgedehnte Tumoren von tuberkuloider Struktur durch die Fernwirkung des Tuberkelbazillus entstehen können. Es ist bekannt und wird gerade in ophthalmologischen Arbeiten häufig erwähnt, daß in solchen Massen oft vergebens nach den Bazillen gesucht wird. Die Anwesenheit lebender Keime ist nicht erforderlich, man müßte denn die unwahrscheinliche Annahme machen, daß eine unsichtbare Form durch das Schilfsäckchen durchgewandert ist und bei weiterer Unsichtbarkeit die Veränderungen hervorgebracht hat. Eine solche Annahme würde einstweilen keine ausreichenden Unterlagen haben, womit übrigens zu der Frage eines unsichtbaren Tuberkelbazillenvirus weder in positivem noch negativem Sinne Stellung genommen werden Soll.

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