Dtsch Med Wochenschr 1912; 38(4): 171-174
DOI: 10.1055/s-0029-1189260
Oeffentliches Sanitätswesen

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die höheren Lehranstalten und die Schularztfrage1)

Gottfried Süpfle2) in Mannheim 1) Vortrag, gehalten auf der 51. Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner in Posen. 2) Der Anregung der Redaktion, meinen Vortrag unter den Originalien dieser Wochenschrift zu veröffentlichen, habe ich als Philologe um so freudiger entsprochen, als die medizinischen Blätter sich immer noch eines für die behandelten Fragen weit empfänglicheren Leserkreises erfreuen als philologische Zeitschriften. Welche Stimmung für die Schularztinstitution auch heute noch unter den Philologen herrscht, ergab sich gerade bei Gelegenheit dieses Vortrages wieder aufs neue mit bedauerlicher Klarheit: In der an den Vortrag sich anschließenden Diskussion, für die äußerst wenig Zeit zur Verfügung gestellt wurde, hörte man von Schuldirektoren neben warmer und einsichtsvoller Zustimmung leider auch folgende dicta: „Einen Schularzt habe ich bis jetzt noch nie vermißt. Wenn Schüler sich überarbeitet hatten, habe ich die Eltern selbst veranlaßt, den betreffenden Sohn ausspannen zu lassen.” — „Die Schule selbst ist die Bewahrerin der Gesundheit der Kinder”. — „Das Schulgehen erhält gerade gesund.” — „Gebe Gott, daß die jetzige Generation körperlich so tüchtig wird, wie wir es dereinst waren”, sagte ein nunmehr bald 70 jähriger, der kürzlich erklärt hatte: das wichtigste Mittel zur Stärkung ist die Anstrengung — „Die Schule ist kein Spital”, und „der liebe Gott möge uns vor dem Schularzt im Hauptamt bewahren,” äußerte ein Gymnasialdirektor.
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

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