Dtsch Med Wochenschr 1912; 38(20): 937-940
DOI: 10.1055/s-0029-1189508
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die Resistenzerhöhung gegen Tuberkulose nach dem heutigen Stand der Immunitätsforschung2)

Julius Citron - klinischem Assistenten
  • Aus der II. Medizinischen Klinik der Charité in Berlin. (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Kraus.)
2) Referat, erstattet auf dem VII. Internationalen Tuberkulose-Kongreß zu Rom, 15. April 1912.
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Publication Date:
06 July 2009 (online)

Zusammenfassung

  1. Die aktive Immunisierung von gesunden Individuen gegen Tuberkulose ist bisher nicht einwandfrei gelungen.

  2. Die natürliche Resistenz des Menschen gegen Tuberkulose ist sehr groß. Die Mehrzahl der mit Tuberkelbazillen infizierten Menschen wird nicht klinisch tuberkulös. Es muß unsere Aufgabe sein, diese natürliche Resistenz soweit zu steigern, daß die Zahl der wirklich krank werdenden Menschen noch erheblich sinkt.

  3. Die Behandlung tuberkulös infizierter Organismen, selbst wenn keine klinisch nachweisbaren Veränderungen vorliegen, mit Tuberkulin, insbesondere mit dem Neutuberkulin BE, führt zur starken Antikörperproduktion und zur Steigerung der Resistenz gegen die tuberkulöse Infektion.

  4. Da die tuberkulöse Infektion in den meisten Fällen in der Kindheit erfolgt und zuerst zwischen dem 4. und 14. Lebensjahre diagnostisch sicher gestellt werden kann, so muß zum Zwecke der Resistenzerhöhung die Behandlung mit Neutuberkulin zu dem Zeitpunkt begonnen werden, da die Pirquetreaktion zuerst positiv ausfällt, völlige klinische Gesundheit aber noch besteht.

  5. Vor allem Kinder aus Familien, in denen manifeste Tuberkulose vorkommt, sollen in ihrer Resistenz gesteigert werden.

  6. Langjährige Beobachtung muß feststellen, ob die Prozentzahl der später an manifester Tuberkulose Erkrankenden bei den in der Kindheit prophylaktisch Behandelten wesentlich geringer ist.

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