Dtsch Med Wochenschr 1912; 38(37): 1733-1735
DOI: 10.1055/s-0029-1189800
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Giftigkeit des Harns bei Masern und anderen Infektionskrankheiten

Hans Aronson, Paul Sommerfeld
  • Aus dem Städtischen Kaiser und Kaiserin Friedrich-Kinderkrankenhaus in Berlin. (Direktor: Geheimrat A. Baginsky.)
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Im Harn Masernkranker findet sich konstant ein hitzebeständiges, dialysables Gift, das bei intravenöser Injektion Meerschweinchen und Kaninchen akut tötet oder mindestens sehr schwer krank macht.

2. Die Injektion von 2 ccm Harn genügt meistens, die Versuchstiere unter Erscheinungen zu töten, welche den beim akuten anaphylaktischen Tod beobachteten durchaus ähneln.

3. Die Harngiftigkeit geht weder parallel mit der Schwere der Erkrankung, noch mit dem Auftreten des Exanthems und der Diazoreaktion. Die Dauer der Giftausscheidung ist unregelmäßig.

4. Harn von anderen Infektionskrankheiten (Typhus, Tuberkulose, Diphtherie, Pertussis, Scharlach) enthält kein Gift. Dagegen verhält sich der Urin bei Serumexanthemen und bei manchen klinisch nicht genau zu klassifizierenden Exanthemen (Fourth disease?) ebenso wie bei Masern.

5. Die intravenöse Harninjektion ist differentialdiagnostisch verwertbar.

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