Dtsch Med Wochenschr 1912; 38(44): 2063-2067
DOI: 10.1055/s-0029-1189921
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Bewertung von Reflexanomalien, besonders bei gutachtlichen Aeußerungen

Kurt Singer
  • Aus der Nervenklinik der Charité in Berlin. (Direktor: Geheimrat Bonhoeffer.)
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Asymmetrie, Abschwächung oder Fehlen der Patellarreflexe sind stets pathologische Phänomene und weisen auf Erkrankungen der peripherischen Nerven oder der Zentralorgane hin.

2. Der diagnostische Wert der Achillesreflexe steht dem der Patellarreflexe nicht nach; oft sind hier gerade die ersten Anomalien zu konstatieren.

3. Der Babinskische Reflex ist eins der wichtigsten Zeichen für Erkrankung der Pyramidenbahnen. Sein Fehlen beweist allerdings nicht, daß eine Pyramidenaffektion nicht vorliegt.

4. Es ist notwendig, daß auch der praktische Arzt die Technik der Reflexuntersuchung vollkommen beherrscht. Bleiben Zweifel bei der Beurteilung, so entscheidet nur die Konstanz der Anomalie; ergibt die oftmals wiederholte Prüfung dauernd eine Abweichung von der Norm in demselben Sinne, so ist auch eine geringe Anomalie schon diagnostisch zu verwerten.

5. Es ist ein Kunstfehler, wenn in einer gutachtlichen Aeußerung eine Notiz über Patellarreflexe, Achillesreflexe, Fußclonus, Babinski fehlt.

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