Dtsch Med Wochenschr 1914; 40(44): 1917
DOI: 10.1055/s-0029-1190766
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Publication Date:
26 May 2009 (online)

Einiges über die Verluste unseres letzten Krieges

Zusammenfassung

Veranlaßt durch die Anfrage eines Kollegen, gibt Herr Generalarzt Schuster zu seinem in Nr. 38 veröffentlichten Aufsatz ”Einiges über die Verluste unseres letzten Krieges“ folgende Ergänzung zur Information mancher Leser: Exzellenz Czerny hat in seinem Aufsatz (in Nr. 40 S. 1806) die Zahl der Gesamtverluste gegenübergestellt der Gefechtsstärke. Diese besteht in der Summe der Stärken der fechtenden Truppen aus den einzelnen Gefechten und Schlachten. Bei mir sind die Gesamtverluste gegenübergestellt der Kopfstärke. Es treten also zu den von Czerny als Vergleichungszahl angenommenen Mannschaften nicht nur hinzu die große Zahl der zur Etappe und zum Besatzungsheer gehörenden Soldaten, sondern vor allem auch die überwiegend große Zahl derjenigen Soldaten bei jedem einzelnen Gefecht etc., Welche an diesem Gefecht nicht teilnahmen. Kurz gesagt, meine Vergleichszahl umfaßt das ganze deutsche Heer, die von Czerny die Summe der Zahlen, welche die Mannschaften darstellen, die in jedem einzelnen Gefecht oder Schlacht als Kombattanten tstig waren. Es dürfte dadurch klar werden, warum meine Prozentzahlen so erheblich niedriger ausfallen als die von Czerny. Mein Divisor ist eben erheblich größer. — Die Angabe meines Schlußsatzes, betreffend den Vergleich der Verluste an Offizieren und Aerzten, stammt aus dem offiziellen Kriegs-Sanitätsbericht und ist dort Bd. 1 S. 57 zu finden, macht also Anspruch auf absolute Richtigkeit. Ich gebe zu, daß sie auf den ersten Blick unwahrscheinlich klingt. Ein Beispiel bringt sie vielleicht dem Verständnis näher: Nehmen wir ein Bataillon an mit 24 Offizieren und 2 Sanitätsoffizieren. Davon mögen 12 Offiziere und der Bataillonsarzt fallen. Dann wird der Verlust der Hälftc der Offiziere des Bataillons als besonders schwer Aufsehen erregen, nach dem einen Stabsarzt wahrscheinlich kein Hahn krähen; und doch ist der Verlust an Offizieren und Aerzten prozentualiter der gleiche; es sind 50 % der Offiziere urd 50 % der Aerzte gefallen. — Auch der Vergleich der Kriegsverluste mit den in den wirtschaftlichen Betrieben zu verzeichnenden ist zwar verblbffend, aber doch wahr und trifft nicht nur für den Krieg 1870/71 zu. Ich füge die Stelle aus der „Kriegschirurgie“ (1897) von Rudolph Köhler an, aus der er stammt. „Nach einer statistischen Zusammenstellung des griechischen Justizministeriums hat in den Jahren 1891—1897 das Verbrechen gegen das menschliche Leben in Griechenland fünfmal mehr Menschenleben gekostet als der letzte griechischtürkische Krieg. — Nach den Verhandlungen des Deutschen Reichstages im Januar 1900 kommen in den wirtschaftlichen Betrieben Deutschlands in einem einzigen Jahre mehr Verwundungen und Todesfälle durch Verunglückungen vor, als in den beiden Jahren 1870/71 Soldaten verwundet und getötet sind. Will man die Schädigungen einer Nation durch die Kriegswaffe in ihrem wahren Werte ermessen, so muß man auch solche Vergleichszahlen mit heranziehen.“

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