Dtsch Med Wochenschr 1914; 40(51): 2094-2096
DOI: 10.1055/s-0029-1190849
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Vorstufen des Diabetes

Peter Bergell in Berlin
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Publication Date:
01 July 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Das Lösungsvermögen des menschlichen Harns für Kupferoxydhydrat ist nicht durch einen geringen Gehalt an Traubenzucker bedingt. Ebenso ist die Reduktionskraft normaler Urine nicht durch Glukose oder allein durch Harnsäure bedingt.

2. Verdünnt man den Harn auf ein spezifisches Gewicht von 1,012, so ist bei Personen mit normalem Kohlehydratstoffwechsel das Kupferlösungsvermögen sehr gering, vorausgesetzt, daß mäßige Kohlehydrataufnahme bestand und das spezifische Gewicht im allgemeinen nicht über 1,020 hinausging. Bei Kindern ist das Kupferlösungsvermögen zuweilen beträchtlich erhöht.

3. Bei Verwandten von Diabetikern findet sich das Kupferlösungsvermögen in zweidrittel der Fälle gesteigert.

4. Ein Teil dieser Fälle, vorzugsweise die stärksten Reaktionen, sind als Vorstufen des Diabetes zu betrachten.

5. Der das Kupferlösungsvermögen bedingende Stoff scheint den Aldosen oder Ketosen von tieferem Molekulargewicht als Traubenzucker anzugehören.

6. Die Reaktion des erhöhten Kupferlösungsvermögens verschwindet auf Kohlehydratentziehung. Bei vermehrter Kohlehydrataufnahme und Glykosezufuhr wird die Reaktion stärker, und es treten bei den Vorstufen Spuren von Glukose mit auf.

7. Hereditär Belastete, mit starker Kupferlösungsreaktion müssen bezüglich ihres Kohlehydratstoffwechsels behandelt werden wie leichte Diabetiker, und es ist anzustreben, daß die Reaktion bei ihnen stets negativ resp. nur schwach positiv bleibt.

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