Dtsch Med Wochenschr 1915; 41(35): 1038-1040
DOI: 10.1055/s-0029-1192121
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Die Tuberkulose unter der chinesischen und nicht-chinesischen Bevölkerung Schanghais

Hermann Dold
  • Aus dem Institut für Hygiene und Bakteriologie der Deutschen Medizinschule in Schanghai
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Publication Date:
15 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Wir sehen also, daß während der letzten 15 Jahre bei den beiden Hauptbevölkerungsgruppen Schanghais, den Chinesen und den als Nicht-Chinesen zusammengefaßten Ausländern, die Gesamtsterblichkeit durchschnittlich verschieden ist, nämlich 18,2‰ bei den Chinesen gegen 17,4 bei den Nicht-Chinesen. Auch die Sterblichkeit an Tuberkulose war während dieses Zeitraumes im Durchschnitt bei der chinesischen Bevölkerung größer als bei der nichtchinesischen, nämlich 2,7‰ gegen 2,2‰. Besonders bemerkenswert ist, daß der Anteil, welchen die Tuberkulosemortalität an der Gesamtsterblichkeit bildet, bei den Chinesen prozentualiter größer ist als bei den Nicht - Chinesen, nämlich 16,72 gegen 12,53 %. Es sei nochmals daran erinnert, daß die Ziffern für die chinesische Bevölkerung nur Wahrscheinlichkeitswerte darstellen, daß sie aber sicher nicht zu hoch, eher zu niedrig sind. Trotzdem glaube ich nicht, daß man berechtigt ist, aus diesen Zahlen eine größere Empfänglichkeit der chinesischen Rasse gegenüber der Tuberkulose abzuleiten, da die schlechten hygienischen Verhältnisse, unter denen die Mehrzahl dieser Bevölkerung lebt, vollauf genügen, um diese gesteigerte Tuberkulosesterblichkeit zu erklären. Dagegen lehren die Zahlen wohl, daß die Chinesen für die tuberkulöse Infektion zum mindesten ebenso empfänglich sind wie die Völker Europas oder Amerikas.

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