Dtsch Med Wochenschr 1920; 46(1): 10-11
DOI: 10.1055/s-0029-1192366
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Das Verhalten des Liquor cerebrospinalis bei experimenteller Anämie und vitaler Färbung

W. Baumann - Assistent am Pathologischen Institut in Tübingen
  • Aus der Medizinischen Klinik der Universität in Tübingen. (Direktor: Prof. Otfried Müller.)
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Publication Date:
13 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Nach den vorliegenden Versuchsergebnissen tritt bei experimenteller Hämolyse das im Blut gelöste Hämaglobin nie in den Liquor über. Hierin besteht ein deutlicher Unterschied zu den Gallenfarbstoffen, die Schottmüller u. a. wenigstens im Spinalliquor nachgewiesen haben. Da es sich bei beiden Farbstoffen um Methylpropylpyrrolderivate handelt, könnte man in der Bindung an das Globin den Hinderungsgrund suchen für den Uebertritt des Hämoglobins. Spatere Untersuchungen mit den isolierten Blutfarbstoffen können hierin Klarheit schaffen. Ebenso wie das Hämoglobin verhalten sich die untersuchten Farbstoffe Pyrrol- und Trypanblau. Am zwanglosesten stellt sich deshalb die Erklärung dar, daß man von der Annahme eines osmotischen Austausches zwischen Serum und Liquor direkt durch die Wand hindurch Abstand nimmt und der Zelle des Plexusepithels und des Ependyms eine aktive Tätigkeit bei diesem Vorgang zuerkennt, d. h. daß man die Liquorsekretion als spezifische Funktion der Plexuszellen auffaßt. Daß es sich hierbei im wesentlichen wohl um Vorgänge im kolloidalen System der Zelle handelt, dürfte durch Schläpfers Untersuchungen nachgewiesen sein. Da das Hämatin bezw. das Hämatoporphyrin im Hämoglobin an das Globin gebunden ist, wäre diesen die Möglichkeit benommen, sich mit dem in der Zelle frei werdenden Sekrettropfen zu verbinden, vielleicht im Gegensatz zu den Gallenfarbstoffen. Doch sei diese durch keine Versuche belegte Erklärungsmöglichkeit nur angedeutet.

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