Dtsch Med Wochenschr 1920; 46(5): 116-119
DOI: 10.1055/s-0029-1192421
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber azurophile Erythrozyteneinschlüsse

Georg Walterhöfer
  • Aus der III. Medizinischen Universitätsklinik in Berlin. (Direktor: Geh.-Rat Goldscheider.)
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Publication Date:
14 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Ringkörner und rote Punktierung zeigen tinktoriell absolut übereinstimmende Eigenschaften. Nur mit Farbgemischen, die Azur enthalten, sind sie darstellbar. Durch Zusatz von Alkali wird ihr Auffinden erleichtert.

Die azurophilen Einschlüsse sind häufiger, als gemeinhin angenommen wird. In einem Falle wurden sie monatelang in erheblicher Anzahl ununterbrochen im peripherischen Blute beobachtet. Ich fand sie stets in Gemeinschaft mit anderen Gebilden, die schon längst als Zeichen regenerativer Tätigkeit des Knochenmarkes erkannt sind. Ihr Auftreten und Verschwinden geht den anderen regenerativen Elementen parallel.

An geeigneten Fällen ließ sich ihre Entstehung aus den Kernen roter Blutzellen schrittweise verfolgen. Sie treten dann auf, wenn der Entkernungsmodus von der Norm abweicht. Der Prozeß beginnt mit einem partiellen Zusammenballen von Kernsubstanz im Inneren des Kernes. Die Kernkugeln werden dann ins Zellplasma ausgestoßen, streben nach der Peripherie der Zelle und zerfallen hier weiter in kleine Granulationen. Durch fortdauernde Ausstoßung neuer Kernkugeln und andauernden weiteren Zerfall derselben wird das Plasma der Zelle mit zahllosen Granulationen angefüllt. In welcher Weise nun die Entfernung der Granulationen erfolgte, damit ein funktionstüchtiger Erythrozyt entsteht, ließ sich nicht weiter beobachten. Das Streben nach der Peripherie der Zelle läßt vielleicht mit Weiden reich eher auf eine Eliminierung der Trümmer in das Blutserum als auf eine Auflösung innerhalb der Zelle schließen. Durch Ausstoßung von Kernsubstanz verringert sich die Masse des Kernes, und es bleibt nur die Kernmembran zurück. Aber auch sie ist dem Untergange geweiht, der mit Absplitterung fadenförmiger Gebilde beginnt. Die morphologische Umwandlung ist begleitet von einer Tinktionsänderung, die dazu führt, daß die diesem Entkernungsprozesse entstammenden Trümmer nur für Azur allein noch Affinität besitzen.

Mit der Erkenntnis, daß die azurophilen Einschlüsse nichts anderes als bestimmte Stadien des Prozesses der Entkernung darstellen, verlieren die in bunter Reihe auf den Beobachter einstürzenden Bilder das Verwirrende. Sie sind ein Glied aus einer Kette beweglicher Vorgänge und zeigen sich dementsprechend in mannigfachen Variationen, die den ganzen sichtbaren Teil des Prozesses der Entkernung umfassen.

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