Der Klinikarzt 2009; 38(1): 10
DOI: 10.1055/s-0029-1202494
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Herz–Kreislauf–Stillstand – Sind bessere Überlebensraten möglich?

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Publication Date:
30 January 2009 (online)

Quelle: Mentzelopoulos SD, Zakynthinos SG, Tzoufi M et al. Vasopressin, epinephrine, and corticosteroids for in–hospital cardiac arrest. Arch Intern Med 2009; 169: 15–24

Thema: Ein Herzstillstand ist sowohl während als auch nach der kardiopulmonalen Reanimation mit vergleichsweise niedrigen Kortisolspiegeln assoziiert. Dementsprechend hoffte jetzt ein griechisches Ärzteteam, dass sich die zusätzliche Gabe von Kortikosteroiden auf der Basis einer kombinierten Adrenalin–Vaspopressin–Therapie, positiv auf die Überlebensraten der Patienten auswirken könnte.

Projekt: 100 Patienten mit refraktärem Herzstillstand (z. B. refraktärem Kammerflimmern bzw. pulsloser Kammertachykardie oder Asystole), bei denen laut den aktuellen Leitlinien Adrenalin indiziert war, erhielten im Rahmen der Studie zusätzlich entweder Vasopressin oder eine isotone Natriumchloridlösung als Placebo im Rahmen der ersten 5 Reanimationszyklen. Außerdem verabreichten die Mediziner den Patienten der Studiengruppe beim ersten Reanimatonszyklus 40 mg Methylprednisolon, während die Patienten der Kontrollgruppe auch in diesem Fall ein Placebo erhielten. Ein Postresuscitationsschock wurde in der Verumgruppe mit Hydrokortison behandelt, während den Patienten der Kontrollgruppe in dieser Situation eine Kochsalzlösung injiziert wurde.

Ergebnis: Tatsächlich erweis sich die Hypothese der Studienautoren als korrekt. Bei signifikant mehr der Patienten, die neben Adrenalin auch Vasopressin und eine Kortikosteroidtherapie erhalten hatten, setzte der Kreislauf spontan wieder ein (81 versus 52 %; p = 0,003). Dies spiegelte sich auch in einer höheren Überlebensrate der Patienten wieder: So konnten 19 % der Patienten der Verumgruppe die Klinik lebend verlassen, während dies bei nur 4 % der Patienten der Kontrollgruppe der Fall war (p = 0,02). Die Nebenwirkungsraten waren in beiden Studienarmen vergleichbar.

Fazit: Laut diesen Studienergebnissen ließe sich durch eine additive Gabe von Vasopressin und Kortikosteroiden die Zahl der Langzeitüberlebenden nach einem innerklinischen Herz–Kreislauf–Stillstand immerhin um das 4,5–Fache steigern. Diesen Erfolg führen die Studienautoren darauf zurück, dass unter der Kombinationstherapie deutlich mehr Reanimationsversuche erfolgreich verliefen als in der Kontrollgruppe. Zudem verzeichneten sie in der Kontrollgruppe nach der erfolgreichen Wiederbelebung sowohl einen niedrigeren arteriellen Druck als auch eine geringere zentralvenöse Sauerstoffsättigung. Parallel dazu traten mehr systemische Entzündungszeichen und Organdysfunktionen auf.

Schlüsselwörter: Herz–Kreislauf–Stillstand – Adrenalin – Vasopressin – Kortikosteroide – Reanimation – spontane Wiederherstellung des Kreislaufs

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