Der Klinikarzt 2009; 38(1): 15
DOI: 10.1055/s-0029-1202498
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Notfallversorgung im Krankenhaus

Peter Sefrin
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Publication Date:
30 January 2009 (online)

Notfälle passieren nicht nur im täglichen Umfeld, sondern auch und eventuell häufiger sogar im Bereich des Krankenhauses. Nachdem der Grund des stationären Aufenthaltes meist schwerwiegende gesundheitliche Störungen sind, ist auch die Wahrscheinlichkeit einer Exazerbation größer als im präklinischen Bereich. Dank der Fortschritte in der Medizin können wir durch entsprechende klinische Interventionen auch bei Hochrisikopatienten noch eine Verbesserung des Zustandes erreichen, was ebenfalls zu einer Zunahme dieser Patientengruppe im klinischen Alltag beiträgt.

Eine Möglichkeit, die Chancen für eine effektive Notfallversorgung im Krankenhaus zu erhöhen, ist die Vorhaltung eines sogenannten Reanimationsteams, da nicht von jedem Krankenhausangehörigen aus dem Pflegebereich und der Ärzteschaft erwartet werden kann, über eine ausreichende Routine bei der Akutversorgung zu verfügen. Diese Unterstützung entbindet das Krankenhauspersonal aber nicht, notwendige Erstmaßnahmen selbst durchführen zu müssen. Gerade bei dem „worst–case” eines Kreislaufstillstandes auf einer peripheren Station sind zunächst einmal alle Kräfte gefordert, um mit den Basismaßnahmen der Reanimation die Zeit bis zum Eintreffen der weitergehenden (intensivmedizinischen) Hilfe zu überbrücken – beispielsweise durch eine Frühdefibrillation mit einem automatisierten externen Defibrillator (s. Sefrin S, Kraus M, Wumb T, S. 33–38).

Notfälle treten jedoch nicht nur im Krankenhaus auf, die Klinik ist vor allem auch Ziel präklinisch aufgetretener Notfälle. Pro Jahr steigt der Anteil der Patienten, die in die Notaufnahme gelangen, um 3–6  %. Daher müssen die Aufnahme und die Weiterversorgung von Notfallpatienten in gleicher Weise organisiert werden und die entsprechenden qualitativen Voraussetzungen erfüllt sein. Hierbei spielt die innerklinische Anlaufstelle für die Zuweisung dieser Patienten eine zentrale Rolle. In der Notaufnahme gilt es nicht nur, Patienten mit bedrohlichen Vitalfunktionen kurzfristig zu versorgen, sondern auch Weichen für die weitere Therapie im Krankenhaus zu stellen (s. Fleischmann T, S. 26–30).

Dr. Barbara Hogan plädiert in ihrem Beitrag (s. S. 16–20) für eine interdisziplinäre Notaufnahme in Verbindung mit einer Notaufnahmestation, die sowohl spezielle bauliche wie fachliche Voraussetzungen erfüllen muss. Schnittpunkt der Interdisziplinarität ist die Kooperation mit sowohl klinischen wie präklinischen Partnern. Vordergründiges Ziel einer Zentralen Notaufnahme (ZNA) bei der kompetenten Behandlung der Patienten ist die aus ökonomischer Sicht bedeutsame Prozessoptimierung und die konsekutive Steigerung von Effektivität und Effizienz.

Ein spezieller Notfall ist der Massenanfall von Geschädigten. Da es im Rettungsdienst nicht in jedem Fall gelingt, die Patienten zu verteilen, ohne einzelne Krankenhäuser zu überlasten, muss heute damit gerechnet werden, dass es auch zu einem Massenanfall in einem Krankenhaus durch die Zuweisung vom Notfallort kommen kann. Nach einer Akutversorgung folgt eine Konsolidierungsphase mit Maßnahmen, die unmittelbar die Zentrale Notaufnahme betreffen. Hierzu wurden in Jena Checklisten erarbeitet (s. Krohn K, Thieme K, Schäfer R, S. 40–44). Neben den medizinischen Maßnahmen spielen eine klinikinterne Identifikation und Dokumentation der zugewiesenen Patienten eine große Rolle.

Der Notfall im Krankenhaus ist eine Herausforderung für alle Mitarbeiter. Nach einer primär mentalen Auseinandersetzung mit diesen Problemen, die dann in konkrete Maßnahmenpläne einmünden muss, wird es gelingen, dieser Situation gerecht zu werden. Die Hoffnung, durch spontane Aktivitäten eine Lösung der kontrovers diskutierten Fragen im Sinne des Patienten zu finden, kann heute akzeptiert werden.

Prof. Dr. Peter Sefrin

Würzburg (Gasteditor)

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