Dtsch Med Wochenschr 2009; 134(11): 505
DOI: 10.1055/s-0029-1208075
Editorial
Pneumologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pneumologie: Vom Stäbchen bis hin zur Molekularbiologie

Pneumology: from rods to molecular biologyF. J. F. Herth1
  • 1Abteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg
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Publication Date:
03 March 2009 (online)

Erkrankungen der Lunge werden in den nächsten 50 Jahren die höchsten Zuwachsraten in den Mortalitätsstatistiken aufweisen. Insbesondere Volkskrankheiten wie die chronische obstruktive Lungenerkrankung (COPD), der Lungenkrebs mit den höchsten Letalitätsraten und Erkrankungen aerogener Grenzflächen wie das Asthma bronchiale seien hervorgehoben.

Forschungs- und Entwicklungsbedarf besteht bei allen Lungenerkrankungen, auch wenn sich in den vergangenen Jahren Fortschritte auf breiter Front abgezeichnet haben. So hat sich in der pneumologischen Forschung die Molekularbiologie fest etabliert, biochemisch-pharmakologische Ansätze in der Zellbiologie sind über das Stadium der Laborforschung hinausgekommen. Aber auch in der klinischen Pneumologie haben sich in den vergangenen Jahren neue Methoden entwickelt. So werden in der Endoskopie interventionelle Techniken bei unterschiedlichen Formen der obstruktiven Atemwegserkrankungen überprüft, aber auch die Verbesserung der bildgebenden Verfahren hat eine präzisere Diagnostik und damit verbundene bessere Therapieentscheidung mit sich gebracht. Die Bedeutung der Pneumologie in all ihren komplexen Abschnitten, insbesondere aber auch in der Dimension der klinischen Forschung und Grundlagenwissenschaften wird weiter deutlich zunehmen.

Der diesjährige 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin stellt wiederum ein Diskussionsforum für Grundlagen- und klinische Forschung dar. Es werden aber auch die Hot Topics für den täglichen Alltag ausführlich dargestellt.

Ein 50. Kongress ist Anlass zum Innehalten und zum Blick zurück. So werden während des Kongresses wichtige Ereignisse aus der Geschichte der Gesellschaft in einer zentralen Veranstaltung Revue passieren. Aber gleichermaßen ist gerade auch ein 50. Jahreskongress Anlass zum Blick nach vorne, auf das, was kommen wird. Auch hier wird der Kongress zeigen, was in den kommenden Jahren im Fach Pneumologie und Beatmungsmedizin unsere Arbeit bestimmen wird.

Neben den Veränderungen in der wissenschaftlichen Bedeutung des Faches Pneumologie sind in den vergangenen Jahren auch viele Veränderungen im deutschen Gesundheitswesen erfolgt. Diagnosis-Related Groups (DRG), Disease Management Programme (DMP), integrierte Versorgung, medizinische Versorgungszentren (MVZ), Evidenz-basierte Medizin (EBM) und unterschiedliche Gesundheitsreformgesetze seien stichpunktartig erwähnt. Alle diese Änderungen haben Auswirkungen auf die weitere Entwicklung der gesamten Medizin, so auch auf das Fach der Pneumologie. Zukünftig werden vermehrt Partnerschaften notwendig sein, um die komplementäre Schwerpunktbildung auf hohem Niveau mit den entsprechenden Möglichkeiten in der Patientenversorgung, Ausbildung von Mitarbeitern und Positionieren im akademischen Umfeld zu ermöglichen. Vernetzung transsektoral und interdisziplinär von der Kuration und Rehabilitation bis zur Palliation sind wichtige Themen, die im kollegialen Erfahrungsaustausch diskutiert werden. Ein wichtiger und notwendiger Schritt ist hierzu der Ausbau der universitären Repräsentanz.

Im vorliegenden Schwerpunktheft werden aktuelle Themen der Pneumologie auch kontrovers diskutiert. Neben einer Originalarbeit zu neuen interventionellen endoskopischen Therapieoptionen beim Lungenemphysem wird ein Beitrag über die aktuellen Standards in Diagnostik und Therapie der interstitiellen Lungenerkrankungen berichten. Eine Übersichtsarbeit über Genexpressionsstudien beim Lungenkrebs soll zeigen, welche Methoden das Forschungslabor verlassen haben und den klinischen Kollegen in der Therapieentscheidung zur Hilfe stehen. Wie bereits im Namen der Fachgesellschaft zu erkennen, hat die Beatmungsmedizin eine zunehmende Bedeutung in den pneumologischen Schwerpunkten. Hierzu enthält das vorliegende Heft einen State-of-the-art Artikel über die nicht-invasiven Beatmungsformen, der Machbares und Sinnvolles darstellt. Neben einem Rückblick auf die Geschichte von 50 Jahreskongressen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin darf selbstverständlich auch der gesundheitspolitische Ausblick nicht fehlen. Hier wird ein Schwerpunkt auf die Beurteilung des § 116b für Leistungserbringer in Klinik und Praxis gelegt.

Ich hoffe, mit dem vorliegenden Schwerpunktheft zum Jahreskongress unserer Gesellschaft ein lesenswertes und hilfreiches Werk anbieten zu können, und lade Sie alle ein, den Weg zur 50. Jahrestagung nach Heidelberg/Mannheim einzuschlagen und im kollegialen Kreis wissenschaftlich und klinisch inspirierende Stunden zu verleben.

Prof. Dr. F. J. F. Herth

Abteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg

Amalienstr. 5

69126 Heidelberg

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