Rofo 1955; 82(4): 534-541
DOI: 10.1055/s-0029-1212584
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Strahlenbiologie 1954

M. Ebert, A. Howard
  • Experimental Radiopathology Research Unit, Hammersmith Hospital, London
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Publication Date:
17 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Vorstellungen über den Mechanismus der Energieabsorption im bestrahlten Medium sind dieses Jahr weder erweitert noch geändert worden. Von diesen Vorstellungen ausgehend, ist der Schwerpunkt auf Bestrahlungen chemischer und biochemischer Modellsysteme verlagert worden. Der direkte Effekt wurde weitgehend diskutiert und Möglichkeiten aufgezeigt, auch den direkten Effekt zu beeinflussen. Erfahrungen über intra- und intermolekularen Energietransport werden hier beitragen müssen.

Wenn auch Beobachtungen an biologischen MikroStrukturen und ganzen Organismen strahlenchemische Vorstellungen weitgehend zu ihrer Deutung erfolgreich verwenden, so ist es doch noch nicht gelungen, die Strahlenchemie mit der Strahlenbiologie enger zu verknüpfen.

Die Arbeiten über Strahlenschutz scheinen nicht mehr das Ziel zu verfolgen, neue chemische Schutzsubstanzen zu finden oder nach den chemischen Zusammenhängen dieser Substanzen zu forschen. Fest steht, daß physikalische oder chemische Schutzmittel nur wirksam sind, wenn sie zur Zeit der Bestrahlung verwendet werden. Diese Tatsache deutet auf einen gemeinsamen, vielleicht physiologischen Mechanismus, der die Strahlenresistenz des Organismus erhöht. Unter Umständen ergibt sich auf dieser Grundlage eine mögliche Klassifizierung der chemischen Schutzsubstanzen.

Genauere Untersuchungen der Erholungsprozesse nach Verwendung von z. T. physikalischen, z. T. chemischen Schutzmethoden, gepaart mit den Untersuchungen über den Milzerholungsfaktor, bringen eine große Zahl neuer Beobachtungen. Das verwickelte Zusammenwirken biochemischer und physiologischer Faktoren in höheren Organismen verlangt das Studium sehr vieler getrennter Variablen, bevor sich ein allgemeines Prinzip herausschälen läßt.

Arbeiten über RBW brachten zwar neue Beobachtungen, aber keine neuen grundlegenden Erkenntnisse. Neutronenstrahlexperimente verwenden meist geringe Intensitäten und ließen daher das allgemeine Interesse an Wirkungen geringer Strahlenintensitäten wieder aufleben. Hierbei sind natürlich die Zeiten zwischen Bestrahlung und Beobachtung der Schäden lang. Neue Informationen aus laufenden Experimenten über Wirkungen mit langer Latenzzeit sind im Laufe der nächsten Jahre zu erwarten.

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