Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2009; 53(2): 96-100
DOI: 10.1055/s-0029-1213532
Materia Medica
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Fehlerhafte Symptome in verschiedenen Ausgaben von Hahnemanns Arzneimittellehre

Beat Hanselmann
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Publication Date:
23 June 2009 (online)

„Kein Symptom wurde weggelassen, kein Symptom im Wortlaut verändert, lediglich eindeutige Rechtschreibfehler wurden korrigiert.”

Dies schreiben die Herausgeber Christian Lucae und Matthias Wischner im Vorwort zu Hahnemanns Gesamter Arzneimittellehre [[4]: Bd. 1: VII]. Ganz stimmt das nicht. Denn als der Haug Verlag Mitte der 1990er Jahre beide Arzneimittellehren Hahnemanns nicht länger als „unveränderter Nachdruck der Ausgabe letzter Hand” [1] herausgab, sondern eine „typographische Neugestaltung” [2] veranlasste, schlichen sich Fehler ein, die sich seither in den verschiedenen Ausgaben bis zur Gesamten Arzneimittellehre tradiert haben.

Dabei handelt es sich nicht nur um kleine Setzfehler, die das Symptom allenfalls um eine Nuance verändern, sondern auch um teilweise einschneidende Veränderungen von Symptomenteilen. Selten allerdings gingen ganze Symptome verloren (z. B. bei Iodium und Natrium muriaticum [1]) oder wurden neue erfunden (Lycopodium s. u.). Es wäre deshalb sinnvoll, die neu gestalteten Ausgaben sorgfältig Korrektur lesen zu lassen und sie mit den Originalen abzugleichen. Übrigens finden sich diese Änderungen auch in den verschiedenen Ausgaben von Hahnemanns gesammelten Werken auf CD-ROM [3].

Nachfolgend werden für die drei grossen Antipsorika Calcium, Lycopodium und Sulfur diese mehr oder weniger Sinn verändernden Abweichungen aufgeführt. Die betroffenen Stellen sind unterstrichen, die Nummer des Symptoms in Klammern angegeben. Nicht aufgelistet wurden kleine Ungenauigkeiten in der Schreibweise wie z. B. bei Sulfur „Jückende Blüthen an der Stirn; beim Reiben stachs [im Original: stach’s] darin” (218) oder bei LycopodiumGeschwulst der Knie [im Original: Kniee]” (1260).

Literatur

  • 01 Hahnemann S. Die chronischen Krankheiten, ihre eigenthümliche Natur und homöopathische Heilung. Antipsorische Arzneien. Zweite, viel vermehrte und verbesserte Auflage. Calcium: Zweiter Theil. Dresden und Leipzig: Arnold; 1835. Lycopodium: Vierter Theil. Düsseldorf: Schaub; 1838. Sulfur: Fünfter und letzter Theil. Düsseldorf; Schaub 1839
  • 02 Hahnemann S. Die chronischen Krankheiten, ihre eigenthümliche Natur und homöopathische Heilung. Typographische Neugestaltung der zweiten, viel vermehrten und verbesserten Auflage von 1835. Calcium: Band 2. Lycopodium: Band 4. Sulfur: Band 5. Heidelberg; Haug 1995
  • 03 Hahnemann S. Gesammelte Werke. Verschiedene Ausgaben (auch unter dem Titel „Die Geburt der Homöopathie“) auf CD-ROM der Digitalen Bibliothek (Brasov) und von zweitausendeins (Frankfurt)
  • 04 Hahnemann S. Gesamte Arzneimittellehre. Alle Arzneien Hahnemanns: Reine Arzneimittellehre, Die chronischen Krankheiten und weitere Veröffentlichungen in einem Werk. Herausgegeben und bearbeitet von Christian Lucae und Matthias Wischner Stuttgart; Haug 2007

Anmerkungen

01 Bei Iodium fehlt das originale Symptom 468 Scharfes Stechen im Untertheile der rechten Brust, neben der Herzgrube, beim Einathmen. (Gff.). In [4] wurde das (originale) Symptom 469 zum (ausgelassenen) 468. Bei Natrum muriaticum fehlt das originale Symptom 171 Stumpfer Stich-Schmerz im Seitenbeine, Abends, beim Essen. (Rhl.) Die in [4] als 171, 172, 173 bezeichneten Symptome müssten demnach eins höher mit 172, 173, 174 bezeichnet werden.

02 Dieses Symptom hat Hahnemann aus der Reinen Arzneimittellehre übernommen, wo «wie von heftigem Biere» (Beobachtungen Andrer (33)) steht. Genaue Aufklärung darüber, ob das Bier nun hefig oder heftig war, fände sich einzig in Hahnemanns (12-seitiger) Quelle: Augustin Friedrich Walther. De sulphure et marte disserit et panegyrin medicam indicit. Leipzig; 1743.

Beat Hanselmann

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